In unsicheren Zeiten suchen viele nach vermeidlichen sicheren Geldanlagen. Optionen gehören per se nicht dazu, eigentlich. Deren Preis hängt nicht nur vom Basiswert ab, das wäre fast trivial,obwohl es schwierig genug ist, mit Aktien Geld zu machen. Entscheidend für den Erfolg mit Optionen ist unsere Prognose der Volatilität, die im Optionspreis implizit enthalten ist. Diese Mehrdimensionalität macht gerade den Charme der Optionen aus. Sie ist aber auch der Grund, warum die allerwenigsten Privatkunden mit diesem Instrument auf Dauer Geld verdienen.
Ich habe in den letzten 20 Jahren viele Strategien ausprobiert und auch längere betrieben. Irgendwann kam ich zum Schluss, dass fast immer eine Unberechenbarkeit das Geschäft zunichte machen kann. Man kann einfach nicht in vielen Dimensionen denken und gerade das ist
hier notwendig.
Einer besonderen Beliebtheit erfreut sich die sog. Wheel-Strategie. Sie wird in der einfachsten Varianten folgendermaßen praktiziert.
Ich verkaufe Puts auf eine Aktie, die ich ev. erwerben will. Wenn die Option am Verfallstag wertlos verfällt, dann ist gut, ich schreibe neue Optionen – wieder Puts aus dem Geld Wenn aber der Schlusskurs am Verfall unter dem Basispreis liegt, dann lasse ich mich andienen, ich kaufe die Aktie. Gleichzeitig verkaufe ich gedeckte Calls. Steigt im folgenden Monat die Aktien über dem Basispreis des Calls, dann lasse ich mich ausüben und verkaufe die Aktien. So praktiziert entspricht die Methode dem Verkauf von ungedeckten Puts, mit dem Unterschied, dass ich die Puts im Verlust am Verfall zurückkaufe, Der Cashflow wäre identisch, nur habe ich mehr Kosten durch Transaktionsgebühren.
Jetzt kommt aber der springende Punkt. Falls der Aktienkurs in einem Monat weiter gefallen ist und zwar um mehr als der Wert des verkauften Puts, was dann?
Natürlich verkaufe ich neue Calls aber gleichzeitig verkaufe ich neue Puts aus dem Geld, um eben den Verlust auszugleichen. Da Puts aus dem Geld tendenziell profitabel sind, kann es lange funktionieren.
Eine komplette Beschreibung der Strategie findet man unter anderem hier.
Die Wheel Strategy für Optionen: eine Cashflow Maschine
Alles gut, man kann doch nicht verlieren, oder? Durch den Call ist die Aktie abgesichert. Und durch den Puts bekomme ich auch die Opportunitätskosten zurück, wenn der Kurs stark gestiegen ist und nicht zu stark gefallen ist.
Leider ist das Geschäft nicht so einfach.
Unten seht Ihr Ertragskurve eines bekannten Bloggers, die zeigt, zu was diese Strategie führen kann. Es handelt sich offensichtlich um echte Transaktionen.
My Trade Results – TradingOptionsCashflow
Es gab viele kleine oder größere Gewinne und dann am Tag x hat man das Vielfache wie aus dem nichts verloren.
Warum denn? Der Autor verkauft meistens nackte Puts und Kombinationen wie Strangles. Im August wurde ein großer Verlust realisiert. Eine Aktie $FSR (Fisker) war schuld. Es wurden Puts verkauft und bei Verlust wurde die Position verdoppelt. Ich kenne diese Methode und bin zuletzt 2008 damit auf die Nase gefallen. Damals mit dem DAX. Aber bei Aktien besteht immer die Gefahr , dass der Wert auf 0 geht…
Der Autor beschreibt diesen Falls als einmalig und nur auf seinen Fehler zurückzuführen.
NEIN! Es ist ein systematischer Fehler. Schaut Euch die Performance seit Ende 2023 an.
Gewinn ca. 6000 gegen 9000 Verlust.
Seit Ende 2022 sieht es nur etwas besser aus. Zwar überwiegen hier die Gewinne aber nur minimal.
Im 2022 sah die Welt noch einigermaßen gut aus. Anscheinend ist der Risikoappetit größer geworden und die Positionen auch größer.
Dabei ist es doch klar, Die Puts auf Index sind nachweislich überteuert , besonders wenn sie weit aus dem Geld sind. Das muss bei Aktienoptionen nicht unbedingt der Fall sein. Und gerade die wurde hier gehandelt.
Zurück zum Wheel.
Erstens bieten die Calls keine echte Sicherheit. Sie schützen nur einen Bruchteil. Einen echten Schutz habt Ihr nur gekauften Puts.
Auf der anderen Seite führen die verkauften Puts zu einer Pyramide, die wie beim Verdoppeln am Rouletttisch einmal zur Katastrophe führen muss.
Generell sollte man sich die richtigen Aktien für Wheel oder Covered Calls aussuchen. Die Aktie sollte einen Aufwärtstrend zeigen und nicht zu viel Volatilität haben. Leicht steigend bis seitwärts, ev, mit kleinen Rückschlägen – das ist das beste Szenario für den Wheel. Wenn die Marktbedingungen sich ändern, dann nichts wie raus! Nur so habe ich mich die letzten 20 Jahre im Markt gehalten.
