Der typische private Optionshändler in Deutschland handelt an den US-amerikanischen Börsen, insbesondere an der CBOE. Selten beziehen sich die Trader in ihren Berichten auf ihre Erfahrungen an der deutsch-schweizerischen Terminbörse EUREX. Sie reden vom Russell und Dollars, nicht jedoch von DAX und dem Bund. Im Folgenden meine ich US-Werte an US-Börsen handeln.
Die Vorliebe für den US-Markt liegt sicherlich auch an den unterschiedlichen Marktstrukturen, aber mir erscheint ein anderer Grund am prominentesten. Die privaten Optionshändler bringen sich selten das Wissen selber bei. Sie werden meistens zu besonderen Schulungsveranstaltungen animiert, wo nicht nur über die Grundlagen geredet wird, sondern konkrete Strategien beigebracht werden. Die Anbieter solcher fragwürdigen Events sind sich sich ihres Wertes bewusst und verlangen nicht selten 1800 Euro für 2 Tage in einem Hotel, wo sie ihre Kundschaft mit einer Vision benebeln. Diese Vision des vollkommen freien Lebens ist offensichtlich käuflich Mit drei Attributen ähnlich sich alle Anbieter von Schulungsprogrammen über Optionen. Erstens sagen sie wenig über ihre eigene Performance, geschweige dass sie echtes Aaset Management betreiben. Zweitens sind die meisten „Seminare“ Kopien US-amerikanischer Originale. Dort herrscht seit Jahrzehnten ein echtes Kapital-Kult und Optionen-Euphorie Alles was nach dem schnellen Geld riecht, weckt Interesse und motiviert, mitzumachen. Man geht gerne Risiken ein. Optionshandel für Privatanleger ist dort lange schon bekannt.
So kam es zu der Amerikanisierung der Derivate auch bei uns. Wundert Euch deshalb nicht, wenn Ihr jemanden aus der Branche für das Seminar zahlt und dann hört Ihr nur noch über Calls auf Amazon und Tesla und 1200 $ Margin
Natürlich hat man nachträglich auch die Gründe gefunden: Liquidität, Volatilität, Marktdynamik. Aber wie ist die Wahrheit?
Ich handle seit fast zwei Jahrzehnten Optionen an der EUREX. Und ich bin zufrieden, obwohl ich auch an der CBOE gelegentlich aktiv bin. Der Vergleich fällt gemischt aus.
Eurex ist eine Börse für Profis. Sie werden dort meistens dem Market Maker ausgesetzt. Das hat Vorteile aber kann manchmal nervig sein. Erstens existieren nur wenige Broker im deutschsprachigen Raum, die Derivate für Retailkunden anbieten. Ich will hier keine Namen nennen, man kann selber suchen. Diese Broker bieten nicht sonderlich viel an, verlangen dafür hohe Transaktionsgebühren. 12-15 Euro als Mindestgebühr sind nicht unüblich.Die werben auch nicht für das Derivate-Geschäft. Über die Gründe kann man spekulieren. Ich nehme an, die EUREX selbst will unter Profis bleiben. Hier liegt aber auch der Reiz. Denn Market-Maker handelt oft nach gleichen Mustern. Ihre Reaktion auf Deine Order ist meistens auch berechenbar. Die Bid-und Ask-Quotes werden nach klaren Regeln meist automatisiert gesetzt.
Nur wenige Serien sind an der EUREX wirklich liquide. Dazu gehören DAX-Optionen (ODAX) und Zinsindex BUND (OGBL). Einzelne Aktienoptionen können durchaus auch rege gehandelt werden, aber meistens nur, wenn besondere Events anstehen – Quartals- oder Jahresergebnisse oder ad-hoc Meldungen. Dann kannst Du jede Serie schnell kaufen und verkaufen. Und auch der Spread ist kleiner. In normalen EUREX-Markt passiert meistens wenig bei Aktienoptionen. Die Spreads sind groß und wenn Du Dich nicht bewegst, kriegst Du die Order nicht gefüllt. Ich setze mich immer in die Mitte und ein Langweiler wie die Deutsche Telekom keine Zahlen veröffentlicht, dann wird meine Order auch nicht ausgeführt. Das wird kritisch, wenn Sie versuchen, die Position zu schließen.
Im US-Markt sieht es besser aus, weil dort viele Privatspieler Aktienoptionen handeln. Viele Indizes und Aktienoptionen werden dort sehr intensiv gehandelt.
Deine Kontrahenten sind oft Privathändler. Sie sind unberechenbarer als Profis. Das hat gewiss auch Nachteile.
Der größte Vorteil der EUREX ist die Verfügbarkeit europäischer Basiswerte, die gehandelt werden. Die meisten von uns können mit der Deutschen Bank mehr anfangen als mit NVIDJA, die mittlerweile zum Zockerobjekt verkommen ist. Die Handelszeiten der Börsen sind ohnehin ganz anders. Ich will tagsüber und nicht nach 16:00 handeln.