Hysterie

Sie ist wieder da, die Kaufpanik. Es ist die Angst, den Aufschwung zu verpassen, die Angst als „erfahrener“ Börsianer mit leeren Händen da zu stehen. Die „Überraschung“ gestern Nachmittag, dass eine Milliardenspritze der Notenbanken doch eine Wirkung zeigt, war perfekt.

Zwar wird überall erwartet, dass der Aufschwung nur kurzfristiger Natur ist, aber so genau weiss es niemand. Deshalb wird gekauft, was das Zeug hält. Hinzu kommen die vielen enttäuschten Shorties, die auf weiter fallende Kurse setzten. Ich kann es mir zwar nicht erklären, da die Indizies schon seit Tagen fielen und auf die markante Linie bei 6400 zu steuerten. Da wäre Skepsis angesagt, da möglicherweise viele dort ihre Kauforders platziert haben, und diese Marke zur „Unterstützungslinie “ werden kann. Offenabar aber denken viele anders. Wer weiss es …? Ich glaube, schuld daran sind auch die vielen Analystenkommentare, die grundsätzlich von der Fortsetzung des Vergangenen ausgehen. So hörte es sich noch gestern so, als ob der große Crash unausweichlich sei. Bitte nicht falsch verstehen, jeder Betriebswirt musste erst einmal 5 Jahre studieren (an der FH 4), um in einer Bank Analyst zu werden. Er hätte genauso gut in einer Stabsabteilung die Vorstandsvorlagen für die Geschäftsführung der Kreditabteilung erstellen können. Glück oder Unglück, jetzt muss er halt Aktienmärkte prognostizieren. Pech gehabt. Andererseits sind die Marktkräfte genauso gut verstanden, wie die Kernkraft Anfang des letzten Jahrhunderts. Bitte nicht falsch verstehen, es gibt viele sehr gute Analysten, die die Märkte ganzheitlich erfassen können. Davon abgesehen ist es auch ein schwerer und anspruchsvoller Job, wenn man es richtig machen will. Aber sorry, wenn jemand mir sagt, wir sind im Abwärtstrend, weil die Indizies gefallen sind und die Finanzkrise nicht überwunden sei, dann aber zwei Tage später die gleiche Person behauptet, „der Abwärtstrend ist gestoppt“, dann kann es doch nicht stimmen. Statt solche grundsätzlichen Behauptungen erwarte ich eine sachliche Beurteilung der marktbeeinflussenden Information. Die Information kann konjunkturell, unternehmensbezogen oder rein technsich sein. Bestimmte charttechnische Konstelationen können sich auf die Indizies genauso stark auswirken wie eine Zinssenkung…Manchmal kann aber aber nichts über die weitere Kursentwicklung aussagen. Das wäre aber auch eine Aussage, die ich oft vermisse.

Aus dem technischen Gesichtspunkt befinden wir uns nach wie vor langfristig in einem Abwärtstrend, mittelfristig in einer Seitwärtszone zwischen 6380-7090 und kurzfrsitig in einer Aufwärtsbewegung. Diese könnte bis auf 6800 reichen, das heisst, bis zur Maximalkorrektur. Ob die Finanzspritze tatsächlich die Märkte auf Dauer positiv beeinflusst, zeigt sich viel später. Zunächst lebt die Hoffnung.

Übrigens der Intradaytrend ( 1-2 Tage) könnte ev. in einer kleinen Korrektur bei 6500 münden.

Veröffentlicht von Option_Basil

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2 Kommentare zu „Hysterie

  1. Ich würde meinen, die Rally verdanken wir noch eher Schließungen von Short-Positionen als „der Angst, den Aufschwung zu verpassen“. Die Notenbanken-Aktionen haben einfach ein (temporäres) Signal gegeben, dass es vorerst auf der Short-Seite etwas gefährlicher wird bzw. erstmal Gewinne mitgenommen werden können…

  2. Naja, ein bischen tat es schon weh, nicht dabei zu sein, als es gestern nach oben schoss und ich nicht mit 20 CFDs long war. Mit etwas Mut hätte ich in einer Stunde mehr als in einem Monat mit den Optionsgeschäften „verdient“.

    Und so wie ich denken wahrscheinlich viele… Mir ist aber außerdem bereits einen Tag früher aufgefallen, dass es im Anleihenmarkt morgens zur Korrektur kam, die dann am Nachmittag allerdings vollständig aufgehoben wurde. Als ein Zeichen der kommenden „Rally“ hätte man es doch bewerten können.

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