Das Schöne an den sozio-ökonomischen Phänomenen ist ihre Unvorhersagbarkeit. Der Mensch schafft mit seiner Unberechenbarkeit, jedes Modell außer Kraft zu setzen.
Auffällig heute war nicht unbedingt der Kurssturz in sich, sondern sein Zeitpunkt. Noch am letzten Freitag sah die Welt zum Umarmen aus. Die Aktien stiegen in sanften Wellen an und der VDAX – der Index für die implizite Volatilität, stand bei 20%. Im Klartex bedeutet das eine auf einen Tag bezogene Standardabweichung von ca. 1% – 67 Punkte. So viel dürfte der DAX in ca. 70% der Fälle am Tag steigen bzw. fallen.
Und heute? Ein Blitz aus heiterem Himmel. Der VDAX steigt gleich um 21% und der DAX verändert sich um 210 Punkte, was über drei Standardabweichungen entspricht. Die Wahrscheinlichkeit dafür lag bei weniger als 0,3%. An 200 Handelstagen dürfte der DAX demnach nur einmal so stark schwanken.
Alles Unsinn!
Schauen Sie sich den DAX-Verlauf an. Man findet seit April reihenweise Veränderungen dieser Größenordnung und zwar in beide Richtungen.
Die Prognosen zur Kursentwicklung sind faktisch völlig unbrauchbar, da die Volatilität auch volatil bleibt und zwar erheblich.
Die sprunghafte Veränderung der Vola wird zwar zum Teil durch diverse Optionsmodelle beschrieben, aber was nützt es mir, wen die Welt morgen doch anders aussieht.
Übrigens ein so starker Anstieg der impliziten Volatilität ist doch nicht sehr gewöhnlich und war zuletzt im Spätsommer 2011 beobachtet worden. Damals ging es an den folgenden Tagen weiter steil abwärts…