Mangels Alternativen werden immer wieder nicht wirklich neue Finanzideen quasi erfunden, um neue Produkte für höhere Preise an den Mann zu bringen. Es finden sich sowohl Lehrer als auch die Schüler, die schnell zu Kunden werden. Denn die Letzteren vergessen oft, dass die Grundregel für den Erfolg an der Börse nicht anders ist als für jedes andere Geschäft.
„Verrate nicht Dein Geschäftsgeheimnis“
Oder haben Sie den MS Windows Source-Code vor Jahren sehen dürfen? Oder das Rezept für Coca-Cola?
Nein, sogar ein Imbissverkäufer, Änderungsschneider aus dem Bahnhofsviertel in Frankfurt wird sich eher erschießen lassen, bevor er Ihnen verrät, wie er sein Geld verdient.
Seltsamerweise tun sich die erfolgreichen Börsenhändler anscheinend nicht schwer, ihre Geheimnisse weiterzugeben. Und das obwohl, gerade in den Kapitalmärkten sich viele kapitalstarke, gierige, risikobereite und intelligente Wettbewerber tummeln.
Nein, die Philanthropen, die sich auch Börsenbrief-Verleger nennen, haben nur den Wohlstand des gemeinen Volkes im Sinn.
Seit die Aktienmärkte politisch gesteuert kaum noch die reellen Daten der Volkswirtschaften tragen, erkennen viele, dass es sinnlos ist, auf einen Trend zu setzen. Der Preis verändert sich sofort und zwar nichtlinear oder er bleibt aus „unverständlichen“ Gründen unverändert.
Diese enttäuschten Trader und Theoretiker des Börsenhandels wenden sich nach und nach dem sogenannten Volatilitätshandel zu. Der größte Charme liegt hier darin, dass man eigentlich keine ökonomischen Kenntnisse braucht. Deshalb, achten Sie darauf, sind viele Betreiber von Informationsportalen Elektrotechniker, Ingenieure Informatiker.
Man arbeitet gerne mit Zahlen und das reicht. Angeblich.
Gott behüte!
Der Volatilitätshandel ist ein Spiel mit der Risikoeinschätzung und stützt sich auf die gleiche Spekulation, die Sie verleitet, eine Apple – Aktie zu kaufen oder eine Kaufoption auf diese Aktie. Der Unterschied liegt an der Konstruktion der Produkte, ihrer Handelbarkeit und den hohen Kosten, die auf Sie zu kommen.
Aber jetzt von Anfang an. Es gibt im deutschen Markt keinen Future auf den Volatilitätsindex VDAX. Der Index wird deshalb künstlich gerechnet und liefert lediglich die Information über das Niveau der Optionspreise auf DAX-Werte. Man kann es nicht handeln, es sei denn über Zertifikate, von denen ich bekanntlich generell abrate.
Interessanter wird es im europäischen Umfeld. Dort existiert der VSTOXX . Ich habe dazu einen Blog gefunden, achten Sie bitte unter „About“, was der Autor früher gemacht hat.
http://www.tradingvolatility.net/p/vstoxx-futures.html
Der Future und die Optionen sind also handelbar an der Eurex. Ich will hier nicht auf Details eingehen. Fakt ist, man spekuliert auf die künftige Implizite Volatilität des Euro Stoxx abgeleitet aus den Optionen. Das ist nicht schlimm, man kann falsch oder richtig liegen. Die Option ist soweit ich weiß future-styled – es wird täglich abgerechnet.
Es gibt auch den USA den berühmten VIX, der wiederum viel liquider ist und welcher die S&P IV abbildet. Auch nicht schlimm.
http://www.tradingvolatility.net/p/datasourceurldocs.html
Um diesen Index ist mittlerweile ein großer Markt entstanden.
Nun ergeben sich verschiedene Möglichkeit, mit beiden Produkten zu handeln.
1. Man kauft oder verkauft den Future und hofft, besser als der Kontrahent zu liegen. Ein No Go für mich. Äußerst schwierig, da man sich vom gewohnten linearen Denken verabschieden muss. So etwas wie Trends gibt es nicht im, wohl aber Cluster. Innerhalb dieser Cluster verändert sich die Vola sprunghaft und Sie haben keine Chance, Ihre Meinung zu reduzieren, falls Sie mal falsch liegen.
2. Man tut es wie unter 1), allerdings sichert man den Future mit einem Aktienportfolio ab. Jetzt wird gefährlich, da ich meistens nicht sicher sein kann, wie der etwaige Anstieg der Vola mit dem Kursrückgang des Aktienportfolios korreliert. Unter Umständen verliert man doppelt.
3. Man macht es noch komplizierter und handelt Spreads. Das ist die Motivation für meinen Beitrag. Der Anlass für diesen Beitrag ist ein Artikel bzw. Newsletter, in welcher eine neue windige Handelsfirma sehr professionell die Spekulation auf Backwardation anpreist. Ich verlinke den Artikel nicht, diejenigen die mehr erfahren, finden die FB-Gruppe schnell über Stichworte.
Jedenfalls wurde zur Absicherung des Aktienportfolios ein Future Spread auf VIX empfohlen. Man kaufe den Front Monat August und verkaufe den nächsten Monat. Der Grund ist die sehr steile Terminkurve, wie in der Grafik sichtbar. Das ist zwar der Normalfall, jedoch sollte man angeblich auf die Abflachung der Kurve setzen.
Ich kann alle nur warnen. Zunächst das Gute dabei ist die Tatsache, dass man einen begrenzten Betrag verlieren kann.
Erstens, der Augustverfall kommt bald, wenn bis dahin die Abflachung nicht eingesetzt hat, verlieren Sie Geld und müssen auf den nächsten Monat rollen. Das ist immer mit Verlusten verbunden und Sie bleiben nach der Glattstellung des Frontmonats auf dem offenen nächsten Monat auf sehr hoher Margin sitzen. Die Bank wird sich weigern, einen neuen Trade zuzulassen, weil plötzlich das Risiko zu gegenüber Ihren Sicherheiten auf dem Konto hoch sei.
Zweitens, wir wissen, Trends können sehr lange anhalten.
Sie können sich an die Welle der Finanzschieflagen unten den deutschen Gemeinden vor ein paar Jahren. Damals war eine sehr große deutsche Bank der Berater.
Es handelte sich um Spekulationen auf die Abflachung der Zinskurve. Zinskurve ist nicht VIX- term structure, der Kerngedanke ist in beiden Fällen ähnlich. Man geht von der Rückkehr zum Mittelwert aus. Sie wissen, wie die Geschichte endete. Die Bank bekam massive Probleme und die Gemeinden gingen pleite. Die Abflachung setzte schlicht nicht ein.