Vor geraumer Zeit berichtete ich über eine Sensation im Fondbusiness aus den USA. Karen Bruton „Supertrader“ Bruton sorgte bei vielen für Neidgefühle. Sie schaffte das Unmögliche und verdiente 40 Millionen in drei Jahren. Und zwar an der Börse mit Optionshandel auf den US-amerikanische Index S&P. Sie verkaufte Strangles – Call und Puts aus dem Geld. Sie verwendete dabei ein relativ einfaches Regelwerk. Auf Details wollte sie in zahlreichen Talkshows nicht eingehen. Diverse Portale wie „Tasty Trade“ interviewten die freundliche und super entspannte Dame in mittleren Jahren. Sie strahlte eine große Portion Humor und gab wohlwollen viele „wertvolle Tipps“. „Ich hing meinen Job an den Nagel“. „Ich musste viel lernen und besuchte deshalb zahlreiche Seminare.“ „Versuchen Sie es nicht mit der Autodidaktik“.
Die Zitate sind frei übersetzt, geben dennoch den Sinn wider. Die Empfehlung, Seminare zu besuchen, war auf jeden Fall am richtigen Platz ausgesprochen…
Viele Details verriet sie nicht. Und auf diese kommt es an, wenn man mit dieser Strategie Geld verdienen will. Wann verkaufe ich und wann wird die Position gerollt. Oder ich warte einfach den Verfall, koste es was es wolle. Das Wichtigste, was ich vermisste, was auch der Autor im Link unten betont, war eben die Reaktion auf Deltaveränderung.
Ich wusste nicht wirklich, was ich davon halten sollte. Ja, es war etwas Neid, immerhin handle ich seit Jahren Indexoptionen und kann inzwischen auf meine Rendite durchaus stolz sein. Sie lässt sich dennoch mit der von Karen nicht vergleichen. Und ich weiß, welche Risiken dahinter stecken. Ich weiß, was es heißt, wenn der Index abstürzt und ich nicht einschlafen kann in Unwissenheit des ersten Kurses des kommenden Tages. Ich kenne diese Versagerängste. Jahrelang läuft es gut, danach sind in zwei Tagen alle Gewinne weg. Und Du fragst Dich, was Du die letzten Jahre erreicht hast, außer ein paar graue Haare.
Deshalb änderte ich rechtzeitig die Strategie. Anstatt ungedeckte Optionen einfach nackt zu verkaufen, achte ich auf das richtige Hedging. Bei mir gibt es keine Kompromisse, jede verkaufte Position hat ein Pendant auf der Longseite. Ich kann jetzt ruhiger schlafen und verdiene trotzdem Geld. Problematisch sind natürlich die Abschreibungen für die Longpositionen. Sie tun weh, aber anders geht nicht.
Anders Karen Burton. Durch ihr einmaliges Regelwerk schaffte sie anscheinend den Markt auszuhebeln.
Vielleicht machte ich grundsätzlich stets etwas falsch, vielleicht war mein Konto zu klein.
Nun nach wenigen Jahren höre ich, dass Karen von der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde untersucht wird. Es wird wegen Betrugs ermittelt.
Zahlreiche Links berichten über diesen Fall. Alle schreiben von großen Verlusten, die Ihr Fonds in den Jahren 2014-2015 erwirtschaftet haben soll. Das wäre weder unerwartet noch besonders schlimm. Problematischer sind die Praktiken in Gebührenberechnung. Der folgende Autor beschreibt es im Detail.
Karen’s Fonds kassierte anscheinend hohe erfolgsabhängige Gebühren sog. Incentive, auf Basis einer Gewinnmitnahme, unabhängig davon, wie gut die Gesamtperformance ist.
Wenn Sie also mit 100.000 anfangen und der NAV in einem Jahr auf 120.000 steigt, dann werden die Gebühren auf Basis von 20.000 abgerechnet. Fällt der NAV dann auf NAV und steigt wieder auf 110.000, dann sollten normalerweise keine Incentive anfallen. Erst dann wenn der Gesamtwerft des Fonds ( =NAV) die 120.000 überschritten hat.
Der Fonds von Karen Burton machte es genau umgekehrt. Und das ist Betrug.
Im Großen und Ganzen scheitert Karen, indem sie keine präzise Exit-Strategie hatte und die Verluste um mit neuen Prämienverkäufen zu decken versuchte. Was lernen Optionshändler daraus?
- Sei kein Großmaul
- Gehe nicht zu Talkshow
- Glaube nicht, Du bist Master of Universe, nur weil Du zufällig in einer ruhigen Marktphase mit der Strategie anfingst. Versuch’s in einer volatilen!
- Halte immer eine Longposition gegen jede Shortposition.
- Führe Gewinn- und Verlustrechnung; Gerollte Positionen bedeuten eine Verlustrealisierung!
- Frag Dich, warum Du mit Deiner Methode erfolgreich sein solltest
Hallo Adrian. Zuerst einmal ein grosses Dankeschön für deine Beiträge übers Optionsgeschäft. Sie sind gut geschrieben interessant. Ich lese sie immer sehr gerne. Danke auch, dass du die Fortsetzung der Geschichte über „Karen die Supertraderin“ gepostet hast. Damals, als man von ihrer wahnsinnigen Erfolgsgeschichte hörte, dachte man ja, dass diese Frau irgendwie alles besser macht. Ich weiss noch, wie ich einen ihrer Vorträge ins Deutsche übersetzt habe und versucht habe, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Jetzt wissen wir, dass die Dame auch nur mit Wasser gekocht hat. Man kann es nicht genug betonen: Stillhaltergeschäfte sind gefährlich, besonders solche ohne Absicherungen. Gemäss ihrer Strategie hat sich oft auch Short Straddles abgeschlossen. Ich nenne es den Korridoransatz, welcher verlockend ist, denn man generiert doppelte Einnahmen. Weil die Börse sich über kurz oder lang entweder in die eine oder andere Richtung bewegt, kommt eine der beiden Seiten in Bedrängnis. Zumindest in den meisten Monaten. Über mehrere Wochen andauernde Seitwärtsbewegungen kommen zwar vor, sind aber doch eher selten. Wenn man mit Stillhaltergeschäften eine Rendite von 100 oder mehr Prozenten erzielen will, muss man grosse Positionen fahren. Wenn man dann mit den Optionen nicht richtig liegt, dann geht es richtig ins Geld. Karen hat erlebt, was wohl alle Stillhalter schon durchgemacht haben. Bei Karen kommt noch hinzu, dass sie auch mit fremdem Geld von Investoren arbeitet. Diese Dame ist wahrlich risikofreudig.
Hallo Willi, vielen Dank für die Aufmunterung, das brauchst Du mir nicht sagen :- ). Ich habe mit diesem Ansatz ( short Strangle) am 8.10.2008 aufgehört, ich glaube der DAX erreichte dann den Tiefststand und ist danach nur noch gestiegen, ich war aber ausgestiegen und schlief seitdem nie wieder mit Nackten… Ich Moment bin ich recht zufrieden, meine Depot-Posts im Blog sind echt.