Es gibt sie doch – die Jahresendrally, den berühmten letzten Hoffnungsschimmer, ein gutes Jahresergebnis vorzuzeigen, wem auch immer, dem, Chef, der Ehefrau, den Investoren. Jetzt, wenn sich mittlerweile alle sicher sind, wir befinden uns in einem Bärenmarkt, scheint sich die Stimmung aufzuhellen. Abwärtsmärkte sind schwierig, heiß es, denn die Preise sind die meiste Zeit am Steigen. Wenn sie jedoch fallen, dann kräftig. Dass der Trend negativ ist, darüber sollte es keine Zweifel geben. Der DAX erreichte sein Jahreshoch am Jahresanfang und ist seitdem nur noch gefallen, wenn auch längere Erholungsphasen dazwischen kamen. Aber seien wir ehrlich, wer weiß das schon? Im Jahr 2015 ist der Index doch ebenfalls im Schnitt gefallen. Unser „Bärenmarkt“ könnte also bald zu Ende sein. Zunächst scheint die Marke 12.000 zum Jahresende im Visier der Börsianer.
Wenn Sie auf die Verteilung der Open Interests gehen
Sie stellen schnell fest, dass die meisten offenen Puts und Calls mit dem Verfall im Dezember bei 12.000 liegen. Die EUREX-Händler sind sich offenbar einig, dass diese magische Marke etwa erreicht aber nicht signifikant überschritten wird am 21.12.2018. Erstaunlich fast spießig ist dieser langweilige Konsens. Und überraschend ohnehin in einem „Bärenmarkt“.
Was habe ich in diesem Jahr gelernt? Dass Bitcoin nicht automatisch eine Zukunftsvision, sondern zuerst eine reine Spekulation ist. Und dass wir stets den Turm Babel entdecken, diese überheblichen selbstverherrlichen Aktionen auf diesem Planeten entdecken, die irgendwann mit einem Desaster enden. Die monströse Verlust des Hedgefonds OptionSellers.com ist gleichzeitig ein Beweis, dass der Handel mit nichtlinearen Finanzprodukten wie Optionen einer tickenden Atombombe gleicht. Seit 2007 habe ich nicht eine einzige Nacht geschlafen, ohne zu wissen, dass alle meine offenen Shortpositionen in Optionen abgesichert sind und ich nur einen begrenzten Betrag verlieren kann. Die millionenschweren Charmeure von Optionsellers.com wussten es offensichtlich nicht.
Ich habe gelernt, dass klassische gedeckte Stillhaltergeschäfte mit Optionen auf DAX-Werte eine sehr profitable Strategie sein kann. Unten habe ich den Verlauf meiner Equity mit den gehedgten Puts auf die Deutsche Telekom angehängt. Es läuft einfach gut, weil die DTE eine gute Wahl war. Das gleiche Vorgehen mit der Deutschen Post hat sich als etwas schwieriger erwiesen. An der grundsätzlichen guten Prognose der Stillhalterstrategie mit Covered Puts ändert das nichts.