Heute wollte ich auf ein seltenes und dennoch sehr plakatives Ereignis in der letzten Woche hinweisen. Als Optionshändler lernt man daraus viel.
Am 2.02.2023 sollte die Deutsche Bank über die Jahreszahlen berichtet. Es war für alle Profis klar, die Zahlen können nur gut oder sehr gut ausfallen. Genauso klar sollte sein, dass der Aktienkurs langsam absacken wird, je nachdem wir die Zahlen aufgenommen werden.
Ich hatte keine Zweifel, dass Deutsche Bank sehr gut verdient hat. Erstens war ich dort noch auf einem Projekt im letzten Jahr. Die Sparsamkeit in diesem Laden ( DWS) ist mit keinen anderen Institut zu vergleichen. Ich war dort nur drei Monate und habe in dieser zeit nicht einmal einen Computer,Bildschirm oder sonstige Infrastruktur erhalten. In Eschborn gab es werde einen normalen Arbeitsplatz, wo ich in sitzender Position meiner Arbeit nachkommen könnte. Von anderen Utensilien wie Schreibartikel abgesehen. Es herrschte karge Sparsamkeit.
Darüber hinaus wissen wir, wie gerne Deutsche Bank mit Steuereffekten trickst. Und nicht zuletzt, in einem Umfeld mit steigenden Zinsen kann man als Bank nur verdienen.
Eigentlich wusste es alle. Trotzdem herrschte mehrere Wochen vor dem Berichtsdatum Spannung. Diverse Portale verwiesen immer wieder darauf hin, was nun am 2.02.2023 um 7:00 Uhr passieren könnte. Schlecht konnten die Zahlen nicht sein, da man sonst Gewinnwarnung hätte geben müssen.
Die meisten von Euch wissen, ich halte immer wieder Deutsche Bank Positionen im Portfolio. Erstens glaube ich an den Erfolg dieser Bank. Zweitens bin ich der Meinung dass der Erfolg nicht ausreichen wird, um den Kurs besonders hoch zu hieven. Er wird sich in einem Intervall einpendeln. Das ist ein ideales Umfeld für delta neutrale Stillhalter-Geschäfte.
Wie auch vor einigen Tagen in diesem Forum berichtet habe ich 40 Kontrakte (4000 Optionen) auf der Short-Seite in Calls und Puts. Beide Positionen sind abgesichert, wobei bei Puts es keine Rolle spielte, da der Strike dort bei 6,4 lag.
Durch dir künstlich erzeugte Nervosität stieg die implizite Volatilität der Optionen am Geld auf über 35%.
Und was passiert am 2. Februar?
2022: Deutsche Bank mit höchstem Gewinn seit 15 Jahren (msn.com)
Als ich diese Nachricht las, wurde ich in meinen Erwartungen bestätigt. Der Kurs blieb zu erst konstant und ist danach auf 11,4 abgesackt. In den ersten Vormittagsstunden fiel die Volatilität auf 25%. Die Optionen am Geld kosteten somit fast 30% weniger. Die Serien weit aus dem Geld verbilligten sich noch mehr.
Unten sehen wir die Terminstrukturkurve der impliziten Volatilität und deren Veränderung vom 1 auf 2.Februar. Man sieht auch die Skew, den Abstand zwischen den kurzen und langen Terminen. Die Volatilität der Märzkontrakte war vorher deutlich niedriger. Am 2.02 ist diese ebenfalls etwas zurückgegangen.
Die Frage ist natürlich, wie man davon profitiert. Sie steht auf einem anderen Blatt.
Schon am Freitag stieg die Volatilität wieder an, Märkte haben halt ein kurzes Gedächtnis. Alles andere ist Spekulation.
