Mit Staunen nehme ich zurzeit die recht neutrale Meinung zur weiteren Börsenentwicklung in den Medien wahr. Nach 2009 glaubte keiner mehr an das Geldverdienen an der Börse. Banken haben massiv ihre sog. Risikopapiere verkauft. Darunter waren nicht nur die verteufelten Kreditderivate, die schlicht nicht verkäuflich waren und auch nicht nur Bonds aus Krisenländern. Auch das klassische Aktiengeschäft kam fast zum Stillstand. Die beste Voraussetzung für steigende Kurse. Absicherungswut und Zurückhaltung haben unter anderem die letzte Rally unterstützt.
Irgendwann ist es aber soweit, wie im Gedicht „Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß“. Die Korrektur ist im Anmarsch. Bemerkenswerterweise spricht keiner darüber. Im Gegenteil, Derivate sind wieder beliebt und Banken wollen sich nach und nach von ihren nur auf Risikomanagement fixierten Zielen verabschieden. Es spricht jedoch manches gegen die Fortsetzun der Rally.
Zuerst die Rohstoffe. Hier ist die Baisse noch lange nicht beendet. Trotz allen Bemühungen, aus der Nachfrage aus China einen dauerhaften Preistreiber zu etablieren, fallen die Kurse auf allen Fronten, von Gold bis zum Weizen.
Dann die Geschäftszahlen der großen Unternehmen. Diese sind zwar gemischt, enttäuschen fast immer die Börsianer.
Nächste Grund für meine grundsätzliche Skepsis ist die versteckte Volatilität. Ich meine dabei nicht die implizite Volatilität, die wir aus den Optionspreisen ableiten, sondern die gefühlte Schwankungsbreite. Gaps in beide Richtungen sind mittlerweile zum Standardverhalten der Aktienkurse geworden. K*S zeigt dies allzu deutlich.
Und als letzten erwähne ich Charttechnik. Dieses gerne als Pseudowissenschaft abgestempelte Kunst, das Massenverhalten in den Märkten zu strukturieren, war ein sehr beliebtes Thema in den diversen Sendungen, damals vor 12 Jahren , als der DAX in einem Jahr weit über 2500 zulegte… Schöne Zeit war es, alle sprachen von IT, Internet Telekom und DAX…
Nein, mit Charttechnikern redet keiner mehr. Schade, denn gerade jetzt wäre es angebracht. Es gibt wenige Chartkonstellationen, die so offensichtlich sind wie jetzt.
Double Top ist ein Klassiker. Das letzte Hoch liegt drei Monate zurück und der neuste Versuch, dieses zu übertreffen, scheiterte. Die Enttäuschung macht sich breit.
Kurz und büdnig, sollte der DAX weiter vor sich hin und bestenfalls seitwärts tendieren und nicht bis Ende nächster Eoche die 8500 überschreiten, sieht es nicht gut aus.
Für die Fortsetzung der Rally spricht im Moment nur die sich allmählich verbreitende Skepsis unter den Börsianern… 🙂
Chart m. f. G. http://www.tradesignalonline.com