Deutsche sind keine Freunde der Optionen. Anders etwa in den USA. Eine ganze Industrie lebt dort von Optionen, meist durch den Verkauf von Baratungsleistungen, Büchern etc. Amerikaner lieben nicht nur das Konsumieren auf Pump sondern im weitesten Sinne die Optionalitäten. Risiken bedeuten Chancen, das Scheitern den Neuanfang. Das gilt für StartUps wie für Börsenhandel.
Vielleicht deswegen findet man so viele englischsprachige Einträge zum Thema Optionshandel. Beim Suchbegriff „Options“ bekomme ich über 2 Millionen Seiten, mit„Optionen“ nur 50.000. Und viele davon sind meine eigenen Blogbeiträge. Mittlerweile ist die Optionen-Szene in Deutschland ein wenig gewachsen. Hier eine Facebook-Gruppe, dort ein Blog. Und einige Seiten, die kein klares Ziel verfolgen und von unterforderten Physikern und BWLern betrieben werden. Ein bisschen Information, ein wenig Handel. Leidenschaft sieht anders aus. Die institutionellen Derivatehändler nutzen das Instrumentarium Optionen seit Jahrhunderten. Sie berichten darüber kaum, genauso wenig, wie große Versicherungen ungerne über ihre Modelle reden.
Aber wen wundert es? Die geplatzten Aktienträume haben längst das Telekom-Strohfeuer unter den kleinen Börsianern erloschen. Gerade mal 14% ihres Vermögens investieren die Deutschen in Aktien. Aktienoptionen sind den meisten kaum bekannt.
Auf der anderen Seite entstehen bei uns viele neue Finanzprodukte, die früher Optionsscheine und mittlerweile geschickter „Zertifikate“ genannt werden. Während Optionsscheine in den 1990er ein durchaus faires Produkt waren, sind die neuen „Zertis“ für die meisten Anleger völlig intransparent. Oft stecken riskante Optionsgeschäfte dahinter, wie etwa bei Aktienanleihen. Oder nehmen wir ein Knock out oder Wave –Zertifikat. Hier wird eine Auszahlung seitens der Emittenten versprochen, wenn bestimmte Werte des Basispreises während der Laufzeit des Papiers nicht erreicht werden. Andernfalls verliert man z. B. den gesamten Einsatz. Warum sollte ich als Privatanleger das Zerti kaufen? Ist der Emittent, meist eine große Bank, so dumm, und will mir Geld schenken? Natürlich wissen sie, dass in den meisten Fällen nicht mit der Auszahlung u rechnen ist. Ich wundere mich immer wieder, dass in Deutschland so viele „innovative“ Finanzprodukte emittiert und vor allem gekauft werden. Nur eine sinnvolle Erklärung fällt mir ein. Deutsche haben immer noch großes Vertrauen in ihre Hausbank. Wenn diese ihnen irgendetwas andreht, dann zögern sie nicht. Mein Onkel (80) kaufte vor Jahren Indexoptionsscheine und wunderte sich später, dass sein Depot immer weniger Wert ist.
Echte Optionen sind in dieser Hinsicht viel fairer. Der Einfluss großer Investoren und Banken ist auch hier zu spüren, wir haben es dennoch mit einem echten Markt zu tun.
Aber wie handelt man sie als Privatinvestor?
Zunächst sollte man sich mit der Funktionsweise einer Option auskennen. Dafür reicht ein gutes Buch aus und nicht ein überteuertes Seminar. Ich selbst gebe zwar keine Seminare, wenn die Zeit erlaubt, biete ich ein komprimiertes Coaching, eine Einführung, zum symbolischen Preis an.
Man muss nicht zu tief gehen. Die Optionsmodelle wie Black-Scholes sind mathematisch recht komplex und wenig hilfreich, um Geld zu verdienen. Vieles lernt man in der Praxis. Letzten Endes werden Preise durch den Markt gegeben und ich habe die Möglichkeit, sie anzunehmen oder nicht.
Der nächste Schritt ist der Marktzugang. Ich würde anfangs bei der Deutschen Terminbörse EUREX bleiben. Viele schwärmen vom US-Markt. Ich handle an der Eurex und bin zufrieden. Erstens werden dort die meisten deutschen Basiswerte, wie DAX-Aktien rege gehandelt. Diese würde ich vorerst als Basiswerte bevorzugen. Finger weg von Weizen-Optionen oder ä. in Chicago. Es ist zwar sehr spannend aber nicht lukrativer als DAX-Optionen dafür mit deutlich höheren Risiken und Transaktionskosten verbunden.
Mittlerweise bieten einige Broker den Eurex-Zugang an. Ich bin seit vielen Jahren bei Cortalconsors. Übrigens kooperiere ich weder mit der Eurex noch mit irgendwelchen Brokern. Cortal ist zwar teuer, wenn Sie mehrmals in der Woche handeln. Andere wie Interactive Brokers sollen günstiger sein. Dafür bietet Consors einen guten Service an.
Die Formalitäten bei der Kontoeröffnung sind überschaubar. Sie müssen Geld auf das Eurexkonto überweisen und vorher die Termingeschäftsfähigkeit erklären.
Im nächsten Schritt würde ich mich ausführlich mit der Bedienung der Handelsoberfläche vertraut machen und ich würde auch den Markt beobachten. Wie entstehen Preise, wie hängen sie mit den Basiswerten zusammen und so weiter.
Nach einem Monat sollten Sie soweit sein, das erste Investment zu tätigen. Aber welches?
Jetzt sind beim Kernthema. Darüber kann man Bücher schreiben. Ich werde konservativ und empfehle die Strategien, die auf jeden Fall keine höheren Risiken als der Aktienhandel bergen.
Persönlich habe ich bisher die besten Erfahrungen mit kombinierten Aktien-Optionen –Strategien gemacht. Die berühmten Covered Calls, gedeckte, Kaufoptionen, stehen hier ganz vorne. Allerdings ist ihre Anwendung nicht so trivial, wie es gerne dargestellt wird. Der Einsatz der gedeckten Calls, so wie es in den Büchern beschrieben wird, reduziert den potenziellen Gewinn stark und verringert das Risiko kaum.
Der Verkauf von Verkaufsoptionen ist das nächste Beispiel einer sinnvollen Strategie.
Der entscheidende Vorteil der Optionen gegenüber einem Aktieninvestment ist die Möglichkeit, diese auch leer zu verkaufen. Anders als bei Zertifikaten kann ich zuerst eine Option verkaufen und werde damit automatisch zum Stillhalter. Ich gehe dabei eine Verpflichtung ein, kann aber vom zurückgehenden Zeitwert profitieren. Die Passivität kann sich im Optionsgeschäft sehr gut auszahlen. Aktienpreise neigen zwar zu starken Schwankungen, sie tendieren jedoch noch öfter in langen Zeitkorridoren seitwärts.
Und schließlich können Sie mit Indexoptionen, die weit aus dem Geld liegen, auch günstig auf große unerwartete Kursveränderungen wetten. Ähnlich wie in einer Spielbank. Aber wie gesagt, die Deutschen wollen nicht als Spieler bezeichnet werden, auch wenn sie es manchmal sind. In Polen zum Beispiel taucht im täglichen Börsenbericht das Stichwort „Spieler“ sehr oft auf. Bei uns hingegen ersetzt man es durch „Anleger“, „Investoren“ und „Händler“.