Als nicht vollständig informierter Investor, was ich nun mal bin, ist man täglich hin-und hergerissen. Erstens man hat weniger Kapital zu bewegen und glaubt deshalb an eine größere Flexibilität. Zweitens ist man niemandem verpflichtet und kann über Nacht sozusagen alles über Bord werfen. Der permanente Zwang zu entscheiden, ist manchmal unangenehm. Und frustrierend.
Zum Beispiel im jetzigen Börsenumfeld. Wo führt der Weg hin? Während man bei einzelnen Aktien noch einigermaßen erfolgreiche sein könnte, besonders wenn außerhalb großer Segmente. Oder in exotischen Märkten. Es ist jedoch verdammt schwer, auf die Entwicklung großer Indizes zu wetten, egal ob auf die eine Preisentwicklung oder auf die Preisbreite. Hier besitzen alle Kleinanleger den gleichen Wissensstand, die wenigen Großen wissen manchmal etwas mehr.
Was tun?
Objektiv gesehen, befinden wir uns im Korrekturmodus. Das heißt, steigen die Kurse, dann sollte man verkaufen. Mit dieser Strategie würde man seit Jahresanfang gut fahren. Aber bleibt es länger so?
Warum bilde ich mir nur ein, ich könnte der letzte Verkäufer sein? Schauen wir auf den Chart unten. Glauben Sie wirklich, der aktuelle Kurs wir als Unterstützung halten? Wenn ja, dann liegt ein kleines Wunder vor. Die Kurse steigen wie eine Rakete empor. Nein, eher wird im DAX die 9000 Marke in der kommenden Woche berührt. Wahrscheinlicher erscheint mir die 8300 im DAX.
Warum fallen die Aktienpreise weltweit? Der deutschen Wirtschaft geht es doch gut, würde man meinen. Nun viele große Investoren, insbesondere bestimmet Hedgefonds drücken den US-Markt. Und vor allem den chinesischen. George Soros wird als einer von vielen gerne zitiert. Auch wenn er seine offenen Positionen nicht offen legen will, geht man davon aus, dass der chinesische Yuan ruht.
Die Prognosen des 85-jährigen erfüllen den Leser mit Schrecken und alle denken, jetzt wäre soweit.
Lasst Euch nicht verrückt machen. George Soros setzt schon seit langem auf den Zusammenbruch des US-Marktes, zuletzt 2014. J
Andere „Star-Ökonomen“ wie Rubini, hatten bereits 2011 den Crash erwartete. Gut die Fukushima – Krise hat für Turbulenzen gesorgt, die jedoch ein Husten und keine Grippe waren.
Wie sehen es andere Investoren? Die EUREX Seite ( www.eurexchange.com) enthält die Open Interests – die Anzahl offener Kontrakte. Nun wenn man die März-Serien im ODAX betrachtet, finden man eine breite Spannweite, von 5000- 9200. Die meisten offenen Positionen liegen zwischen 8600-9200. Das wiederum spricht für das Ende der Abwärtsbewegung. Gleiche Botschaft hat für mich auch das Put/Call Verhältnis, was gegenüber der letzten Woche deutlich abnahm. Ähnlich sieht es Lawrence McMillan.
http://www.optionstrategist.com/blog
Zwar sehen seine Put/Call immer noch negativ, insgesamt zeigt er sich viel optimistischer, als noch vor Wochen.
Also doch plötzlich bin ich Optimist? Ist das nicht ein Kontraindikator. Als Mini-Investor in Optionen sehe ich jede Entwicklung gelassen. Gelegen wäre mir wenige Volatilität.
Unten mein aktuelles Depot. Es gab zwei Veränderungen. Ich rollte mit Gewinn den 10600 Call auf 10250 im März. Und ebenfalls im Gewinn rollte ich einen 8800 Put auf 8300 im März. Das Delta liegt bei fast Null und die Position ist darauf ausgerichtet, Zeitwert zu gewinnen.
Die Gesamtbilanz seit Jahresanfang sieht nicht schlecht aus. Ich habe zumindest bisher einen Gewinn von c. 10% bezogen auf die Margin realisiert. Es ist fast nichts, und die offenen Positionen sind insgesamt nicht im Gewinn. Ich bin dennoch zufrieden, wenn man den Gesamtmarkt betrachtet.
Zusammenfassend gebe ich keine Prognosen ab. Zwischen 900-9300 scheint die Nachhfrage das Angebot abzufangen. Mir fehlt im Moment die Phantasie, um einen weiteren noch heftigeren Rutsch zu erwarten.
Chart m. f. G. http://www.tradesignalonline.com
DAX: 9286 | |||||||||||
Basiswert | Call/Put | Laufzeit | Strike | long | short | Einstand | G&V | Positionsgröße | Delta | Theta | Vega |
ODAX | P | FEB16 | 9.400,0000 | 0 | 1 | 99,0 | -857,00 | -1.352,00 | 0,56 | 7,5 | -7,1 |
ODAX | C | FEB16 | 11.550,0000 | 2 | 0 | 2,8 | -27,00 | 1,00 | 0 | ||
ODAX | P | FEB16 | 9.000,0000 | 1 | 0 | 125,0 | -76,00 | 549,00 | -0,3 | -6,5 | 6,1 |
ODAX | P | MAR16 | 9.000,0000 | 1 | 0 | 224,0 | 143,50 | 1.263,50 | -0,4 | -4,2 | 11,6 |
ODAX | P | FEB16 | 7.700,0000 | 2 | 0 | 39,0 | -370,00 | 20,00 | -0,04 | ||
ODAX | P | FEB16 | 8.800,0000 | 0 | 1 | 55,5 | -52,00 | -329,50 | 0,16 | 5,5 | -5 |
ODAX | P | MAR16 | 8.300,0000 | 0 | 1 | 85,0 | -43,00 | -468,00 | 0,2 | 2,4 | -6,6 |
ODAX | C | MAR16 | 10.250,0000 | 0 | 1 | 53,0 | 53,50 | -211,50 | -0,17 | 2 | -6,4 |
Summe | 0,01 | 6,7 | -7,4 |
Es ist immer schwer die Richtung eines Index zu prognostizieren. Ich lese immer wieder an verschiedenen Stellen, dass es jetzt gerade schwierig ist – ich halte das für Quatsch. Es gibt immer Gründe, die dafür herhalten müssen, FED, EZB, Ukraine, ……..
Wir als Stillhalter haben es doch viel einfacher. Wir müssen doch „nur“ sagen, wo der Markt nicht hingeht.
Andreas
Was wenn es ein Bärenmarkt ist, nur hat es bisher kaum jemand bemerkt?
Dann sehen wir sukzessiv niedrigere Hoch und tiefere Tiefs.
Viel eher als ich dachte (i.e. 2017) könnten wir schon in diesem Jahr eine US-Rezession sehen. China kontrahiert (Hard Landing trotz hoher Wachstumsraten) trotz größter Geldpolitischer Kraftanstrengungen. Die EM’s sausen den Bach hinunter. Europäische Banken v.a. peripher (großes Kino bei den Griechischen in den letzten Tagen gesehen), seit heute auch Deutsche (siehe CDS von der DBK), werden erstmals wieder wirklich wackelig.
„Es ist nur der Häusermarkt in USA“ etc. hörten wir damals. Dann wurde es eine globale Krise in 2007/08.
„Es ist nur der HY-Bereich in USA + Energy“ orchastrated bei massiven Interventionen aller wichtigen Notenbanken (FED’s post QE Ära; ECB’s QE; BoJ negative deposit yield; PBoC Inhaftierung von Shortseller u.v.m.;).
–> Damals dachte auch niemand, dass es eine Ansteckung geben würde. Ist nicht jede Krise eine Überraschung? Eben weil man damit nicht gerechnet hat.
Heute machen wir W-E-L-T-W-E-I-T die gleiche Scheiße mit billigem Geld. Eine Kreditblase wird mit noch mehr Geldmenge bekämpft. Das zero interest policy mit absoluter Sicherheit auch Malinvestments als Nebenwirkung zur Folge hat, und das jene irgendwann platzen werden, mag offensichtlich gern ignoriert werden. Zusätzlich stehen die Zentralbanken zunehmends an der Wand mangels nachhaltiger Ideen.
Ich erkenne die Wachstumsstory hinter der modernen Welt seit 2000 einfach nicht!!! Was soll da nachhaltig sein? Die Basis (=Geld) wird im Prinzip immer weiter verwässert. Und die Leute wundern sich über gefühlte Inflation, die wissenschaftlich nicht gemessen wird.
Klar Adrian… du dachtest zeitweilig in 2014/15 auch, dass in Equities evtl. noch viel mehr geht – eben die Zentralbank die interveniert. CrackUp Boom eben. Aber mal davon abgesehen, dass das auch tatsächlich noch passieren könnte… in wie fern wird uns das etwas bringen? Siehe Eurokrise: Draghi hat Zeit gekauft. Und niemand hat sie genutzt, Also kommt jetzt vielleicht nochmal das letzte Aufbäumen der Zentralbanken… aber was wird es am Ende bringen? Kein europäisches Land wird sich den, fraglos harten, Reformen unterziehen. Selbst wenn es mit dem Rücken an der Wand steht… siehe Griechenland! Eine Transferunion scheint am wahrscheinlichsten – auch wenn diese dann schlussendlich auch zerfallen wird.
Ich will nicht sagen, dass wir einen Crash erleben. Aber im Zweifel (angesichts der Bankenregulierung; passiv gemanagter Fonds; und der durch High Frequency Trading induzierten geringen Liquidität) ist Gold gerade nicht der schlechteste Begleiter. (Habe mein Portfolio noch zu 15% mit langlaufenden Calls abgesichert). Aber mir geht es nicht um ein paar Prozent: Sollte der große Reset irgendwann kommen, dann ist das Geld genauso viel wert wie in der DDR… es eignet sich lediglich zum Po-Abwischen. (ja – der Switch zu Physischem Gold ist mir bewusst)
Ich bin kein Goldbug – habe fast 10y lang Gold heruntergeredet und geshortet. Aber seit ca. 2 Jahren mache ich mir langsam ernsthafte Gedanken. Ist dieser Umstand wirklich nur der Kontra-Indikator für alle anderen?
Ich höre mich im Freundeskreis (non-financials; unter 35 Jahre) gerne um, was sie so zum Thema Geld und Intigrität des Euros zu sagen haben. Und ich erkenne eine unfassbare Unbeschwertheit, ja fast schon Zufriedenheit. Die Konjuktur läuft so einigermaßen. Keiner ist – TROTZ der Flüchtlingskrise – auf deutlich höhere Arbeitslosenzahlen vorbereitet, Steuererhöhungen, Bail-In-Klauseln bei Banken. Alle sind gerade recht zufrieden, auch wenn ihre Fonds nicht unbedingt perfekt performen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass könnte das Auge des Hurricans sein.
Danke für den ausführlichen Kommentar. Ich habe inzwischen keine Meinung mehr. Der durch billiges Geld aufgeblähte Markt musste platzen. Die Frage, ob das jetzt passiert, ist nicht einfach zu beantworten. Ja, ich glaube auch, dass wir einen Bärenmarkt haben. Die Tatsache, dass niemand die Ursache sieht, erinnert mich an 2000 und 2007. Später weiß man es.
Ja, ich schrieb 2013 über „DAX 50.000“. Damit wollte ich auf die Irrationalität der Börsen hinweisen, die m. E. die einzige bewährte Tatsche ist. Übrigens stand damals der DAX bei knapp über 8000 also viel tiefer als jetzt. Seitdem ging es noch 40% hoch…
https://invest-signale.de/2013/11/28/dax-50-000/
DAX 50.000 war ja nicht mal „lunatic“. Und warum sollten wir den DAX nicht noch bei 20.000 sehen, wenn Draghi beginnt Equities zu kaufen oder Negativzinsen auf Kunden durchgereicht werden (was das nicht heute, als die CoBa ankündigte, nun auch Mittelständler mit -0,3% zu chargen?)?
Das ist das Problem mit Blasen. Man kann sie (korrekt) erkennen. Das heisst aber nicht, dass man damit auch Geld verdienen kann. Eine Future-Shortposition kann irgendwann im MarginCall enden. Das kann einem mit spot Long eben nicht passieren.
2008 hätte das Ende des FIAT Systems sein können. War es aber nicht. Seltsamerweise habe ich das erst Jahre danach so gesehen. Hat auch nur ein wichtiges Land dieser Welt was draus gelernt? Can’t see it! Geldverwässerung wird, so glaube ich, die Antwort auf die kommenden Probleme sein. Ergo: Equities können auch noch bis 50.000 gehen.

Beweise? Gerne. Hier ist der Aktienindex aus den 1920ern:
Die Zentralbanken werden immer weiter Geld ausreichen, so lange die Inflation nicht steigt. Im Zweifel auch Helikopter-Money. Why not? Das trotz QE die Inflation nicht anzieht, zeigt uns doch nur, dass in Wahrheit die „Wirtschaft“ kontrahieren will. Das sie das nicht tut liegt lediglich an künstlichen Wiederbelebungsversuchen. Ich bin gespannt, ob die Zentralbanken dieser Welt, sollte die Inflaltion plötzlich anspringen (also weit über 2%), begleitet bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Kontraktion (GDP weit unter 1% oder negativ), willens oder fähig sind, die Zinsen zu erhöhen. Draghi wird sicher nicht ein solcher Falke sein. Da dies mit dem War on Cash zusammenfällt macht mich super nachdenklich.
Dazu kommt, dass weltweit die Zentralbanken die Zinspolitik als wirtschaftspolitisches Instrument missbrauchen. Wenn BoJ + PBoC + ECB + FED effektiv das Gleiche machen, dann ist das in Sachen FX ein absolutes Nullsummenspiel! Der Gewinner kann dann ja nur Gold sein.
Ich will ja nicht sagen, dass wir in 15/16 das Jahr 2008 wiedererleben werden. Aber 8.900 im DAX sagen eben nicht aus, dass sich die Fundamentals seit ’07 verbessert haben.
Weißt du was Adrian? Vielleicht sind wir schneller als gedacht im DAX wieder bei >10.000. Dann verschwindet diese Diskussion aus unserer Erinnerung. Und wir denken alles ist in Ordnung. Die heutigen Tage werden einfach nur als ängstliche Übertreibung in unseren Köpfen bleiben und ein paar neue technische Unterstützungen darstellen. Aber mir ging es eben genau nicht um das Tagesgeschäft. Sondern um die Story dahinter… um den >10y-Horizont. Und auf genau das finde ich keine Antwort, die mich zuversichtlich macht.
Vielleicht wird das ungedeckte FIAT-Geldsystem nicht untergehen. Aber die Vermögen dieser Welt werden einen Hit hinnehmen werden. Also geht es prinzipiell für mich nur darum, das Spiel mitzuspielen, aber immer zum Absprung bereit zu sein. Deshalb habe ich zum 1. Mal in meinem Leben Anfang des Jahres Gold calls hinzugefügt. Hoffentlich liege ich falsch. Das wäre für meine Gesamtportfoliorendite mit Sicherheit günstiger als würde ich richtig liegen.
Über Gold-Calls dachte ich heute nach, als ich las, dass Deutschland andere EU-Staaten zur Bargeldgrenze überreden will. Flüchlingspolitik -> Landesgrenzen
Bargeldobergrenze -> Gold
Selbst der Zeitpunkt deines Kommentars wäre kein schlechter EInstieg gewesen 🙂
Interessant wird werden, ob aus technischer Sicht das heute einen nachhaltigen Ausbruch darstellt. Über 1.240 auf Tagesschluss könnte so einige anlocken.
Im Übrigen bin ich im DAX eher pessimistisch bis zum Verfall in einer Woche. Irgendwie wenn man sich so den Tageschart ansieht, dann haben wir immer bei hohen Volumina im Kassahandel die Downturns und aufgrund irgendwelcher Gerüchte im nachbörslichen Handel bzw. anlasslos im Frühhandel die Rebounces. Dead-cat-bounces meiner Meinung nach.
Wie Adrian auch sagte, sollte 8.300 definitiv im Möglichkeitsspektrum liegen. Hatte hier mal ein nettes Applet zu OI auf DAX gefunden. Da kann man sich auch die Entwicklung über die Zeit animieren lassen:
https://www.stockstreet.de/verfallstag-diagramm#/
Die großen Player scheinen mir eher an der Seitenlinie zu stehen.
Ob das dann von weiter steigendem Gold begleitet ist würde ich nicht garantieren. Just my 2 cents
Was denkst Ihr, wie sich die Entwicklung in dieser Woche auf den Handelsstart in China auswirken wird? Die hatten ja die Woche über Urlaub. Die Aufwertung vom Yuan seit Anfang der Woche sollte ja erst mal positiv gesehen werden, als das die PBoC größere Furcht vor westlicher Kapitalflucht haben dürfte anstatt der eignen Wettbewerbsfähigkeit.