Anscheinend komme ich an diesen so wenig der deutschen Seele nahen Finanzprodukten nicht vorbei.
Die Analyse und Planung meiner Handelsstrategien lenken den Blick immer wieder auf die CFD Contracts for Difference oder Differenzkontrakte. Diese seltsamen Hebelprodukte wurden in Groß Britannien durch UBS aus steuerlichen Gründen erfunden und kamen vor ca. 10 Jahren nach Deutschland und sollten eine Art Derivate für unterkapitalisierte Zocker sein. Anders als bei Zertifikaten wollte man den Spielern nicht eine aufwändige Suche nach dem richtigen Produkt zumuten. Außerdem kostet ein CFD keinen Zeitwert, der ja den Optionshandel so spannend und für alle unberechenbar macht.
Die gängige Meinung über CFDs ist zurückhaltend bis negativ. Der Unterton des Wikipedia – Eintrages lässt nur Schlimmes erahnen. Einer der Gründe könne die Furcht der großen Banken vor kleiner Konkurrenz der CFD-Anbieter sein. Diese sind oft keine Banken und wickeln das Geschäft über Sammelkonten ab. Seltsamerweise herrscht bei uns ein Konsens wenn es um Optionsscheine geht, die fest in den Händen der großen Banken sitzen…
Kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise tummelte sich ein Dutzend CFD-Anbieter auf dem Markt. Ich handelte damals das „Marketindex“, das zuerst von abn amro und dann von RBS angeboten wurde, das leider heute nicht mehr angeboten wird, s. auch
http://corporate.rbs.com/microsites/marketindex/en.html.
Ich benutzte CFDs als Hedging-Instrument zur Absicherung der Optionen. Gerade deswegen waren meine Erfahrungen anfangs positiv. Danach fing ich an, immer mehr untertägig zu traden und verlor immer öfter, bis ich 2010 mich endgültig vom Geschäft verabschiedete.
Zurzeit betrachte ich erneut die Differenzkontrakte als eine sinnvolle und günstige Möglichkeit, sich gegen Shortpositionen in Optionen abzusichern. Deshalb der Gedanke an ein Comeback.
Ich machte mich auf die Suche und blieb bei einigen Anbietern hängen, habe mich jedoch nicht final entscheiden. Ich bekam trotzdem einen Einblick in eine Branche, die sich bei uns schwertut. Die Deutschen würden mehrheitlich Negativzinsen zahlen, bevor sie sich überhaupt Gedanken über das spekulative Investmentgeschäft machen.
Die CFDs sind anscheinend in Deutschland nicht gestorben. Die wenigen Anbieter der Handelsplattformen sind immer noch die alten und werben unermüdlich für sich. Insgesamt machen alle einen seriösen Eindruck. Das Informationsmaterial auf den Webseiten ist stetig gewachsen und so hatte ich eine gute Gelegenheit, mich fortzubilden.
Man lernt immer Neues dazu, zumal ich damals vor 9 Jahren kaum etwas gelesen hatte, bevor mich meinen ersten Euro investierte.
Was sind Differenzkontrakte und wozu brauche ich sie.
CFDs bieten eine Möglichkeit, Wetten auf Kursänderungen abzuschließen. Gewettet wird dabei auf Aktien, Indizes, Rohstoffe und natürlich Devisen. Genaueres findet man auf den Anbieterseiten wie http://www.cmcmarkets.de oder ig.com oder eben in Wikipedia.
Ausführlich und verständlich wird der Handel erklärt. Kaufe wenn der Markt steigt. Du zahlst gar nicht, vielleicht eine kleine Kommission, musst aber ca. 20% des Marktwertes als Sicherheit halten. Verkaufe, wenn die Aktie im Gewinn ist, Du profitierst, als hättest Du Aktien gekauft und mit dem Fünffachen des Kapitals investiert. Toll, oder?
Ich denke, die Anbieter können sich ersparen, zu erklären, wie man einen Trade durchführt, das wissen die Interessenten selbst. Die potenzielle hoch spekulativ denkende Kundschaft für CFD wird in Deutschland auf ca. 50.000 geschätzt, nicht viel, und es sind bestimmt keine unbeholfenen Sparbuch-Halter, die sonst eine Bank nur als Gebäude kennen, wenn sie es einmal im Monat besuchen.
Es ist auch falsch, stets zu betonen, CFDs seien gefährlich, man könne viel verlieren und die Vergangenheit sei keine Garantie für die Zukunft. Auch das wissen viele…
Wenn also unter http://www.cmcmarkets.de/de/cfd-trading/was-sind-cfds/vorteile-von-cfds
nur ein Link auf „Vorteile von CFDs“ existiert, dann macht mich das stutzig. Gibt es keine Nachteile?
Es wäre viel wichtiger, in wenigen Sätzen zu erklären, wo die Unterschiede zu anderen Börsenprodukten liegen. Und vor allem, warum, so meine Meinung, CFDs ein geeigneteres Instrument für Privatanleger als Zertifikate sind.
Noch bevor ich die auf Details eingehe, fasse ich meine Erfahrungen zu zusammen:
– Definitiv sind CFDs auf Aktien zu bevorzugen.
– Meiden Sie wenig liquide Märkte, die Sie nicht verstehen, wie Getreide, Kupfer …
– Meiden Sie komplizierte Varianten wie Binäre Optionen
– Meiden Sie den Devisenhandel, auch wenn dieser sehr liquide ist. Sie stürzen sich in den Kampf gegen die ganze Welt in einem extrem wettbewerbsintensiven Markt, wo man mit der vierten Nachkommastelle verdienen kann, sogar wenn man Bank ist
– Handeln Sie nicht intraday
Dem Anfänger rate ich, Finger zu lassen und stattdessen Aktien zu handeln. Den Profi empfehle ich die CFDs wenn vorher sowohl das Geschäftsmodell, Kosten und Risiken verstanden worden sind.
Das Geschäftsmodell.
CFDs sind Wetten gegen den Anbieter, also sogenannte OTC und keine Börsengeschäfte. Vor ein paar Jahren konnte man alternativ gegen die Börse bei einigen Anbietern handeln, mittlerweile scheint die Idee gestorben. Dennoch sehen Sie in Ihrem Handelssystem börsengehandelten Preise sehen. Der Kurs entsteht nicht die Nachfrage / Angebot, sondern wird quasi von der Börse übernommen. Versuchen Sie nicht, nach Arbitragegelegenheiten zu suchen. Ich kann Ihnen zusichern, wenn der DAX bei 9600 steht, dann zeigen es die Handelssysteme aller Anbieter!
Wie verdienen sie also Ihr Geld? Und zwar nicht wenig. Vor zehn Jahren bekam ich ein Angebot einer CFD-Softwarebude mit sehr guten Konditionen.
Zwei Säulen stützen das Geschäftsmodell der CFD-Anbieter:
Erstens ist es die Geld-Brief-Spanne. Sie zahlen immer etwas mehr und bekommen etwas wenige als der gerade gehandelte Kurs. Bei DAX, hier German 30 – Cash genannt, kann diese Spanne ca. 1-3 Punkte betragen
Das ist eine ziemlich risikofreie Methode, Geld zu verdienen, vorausgesetzt, es gibt gleich viele Verkäufer und Käufer. Wenn die Anzahlen der Käufer und Verkäufer zum gegebenen Zeitpunkt signifikant voneinander abweichen, dann muss der Anbieter eine Risikoposition einnehmen und sich dagegen absichern.
Wenn Sie als Kunde einen CFD auf Aktien ABC verkaufen, dann muss der Anbieter den CFD kaufen, gleichzeitig muss er im Markt die Aktie ABC verkaufen.
So ist jedoch nicht viel zu verdienen. Deshalb setzen die CFD – Anbieter auf die zweite Säule
Als Markt-Pendant sind die Anbieter den Tradern überlegen. Anders als an der Börse haben sie stets alle Kunden, Ihr Verhalten im Blick und auch ihre Performance. Einen Teil dieser Statistiken geben sie auch an die Kunden weiter. CMC Markets bietet das sog. Kundensentiment an.
http://www.cmcmarkets.de/de/handelsplattform/kunden-sentiment
Es sind jedoch historische Daten. Welche Kunden gerade jetzt investiert sind, weiß nur der Anbieter. Und das ist wichtig und der Kern des Geschäftsmodells.
Denn die meisten CFD Trader verlieren. Ich will keine Statistiken zitieren, aber die Foren sagen vieles
http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1154877-1-10/gibt-es-ueberhaupt-erfolgreiche-cfd-daytrader
Die CFD – Anbieter wissen genau, wer öfter gewinnt und wer nicht. Deshalb können sich das Absichern der Position ersparen.
Ich hatte früher mit einem Anbieter der CFD – Software zusammengearbeitet und sprach mit einem ehemaligen Manager einer Online – Bank. Beide haben bestätigt, das variable Hedging ist der Schlüssel zum Erfolg der CFD-Anbieter.
Die meisten Kunden verlieren und man muss sich nicht gegen alle deshalb absichern und verdient damit doppelt.
Gut, mich stört diese Tatsache nicht, sie mahnt jedoch zur Vorsicht.
Ansonsten sind die CFDs kein schlechtes Produkt, wenn man nicht unbedingt intraday handeln will und wenig profitable Märkte wie „Forex“ meidet. Auch das wissen die Anbieter und haben ihre Kostenstruktur nach den potenziellen Gewinnchancen gestaltet.
Kosten
Für überreizte Märkte wie FX oder Indexprodukte zahlen sie wenig Kommission bzw. nur die Geld-Brief-Spanne. Hinzu kommen zumindest bei cmcmarkets.com die Haltekosten. Diese dürften angesichts der Nullzinsen vernachlässigbar sein, würde man denken. Nicht ganz, denn stets werden 2,5 % hinzuaddiert. Wenn Sie also den DAX über Nacht halten kommt ca. 1 Euro dazu.
Teurer wird es bei Aktien. Für die CFDs auf deutsche Aktien verlangt der Anbieter die Mindestkommission von 9 Euro. Das ist nicht zufällig, denn CFDs auf Aktien sind ein echter Vorteil gegenüber dem Aktienhandel. Aktien können Sie gut mit Optionen hedgen und müssen dafür weit weniger investieren. Andererseits hat der Anbieter weit höheres Risiko. Anders als bei Indizes muss er sich gegen jede Position absichern und nicht hoffen, dass die meisten Trader verlieren. Aktien – CFDs werden öfter über Nacht gehalten und die Bewegungen eines Aktienkurse sich viel volatiler.
Margin ist ein großes Thema für CFDs und Kostenfaktor schlechthin. Auf mehreren Seiten erklärt CMC markets die Regeln. Man muss es nicht im Detail wissen.
Wichtig ist zu verstehen, dass ich ca. 20% des gehandelten Wertes (Aktien) hinterlegen muss. Bei Indizes ist die Zahl deutlich geringer. Der sich daraus ergebende Hebel ist das größte Risiko des CFD – Handels.
Risiken
Als ich noch den Marketindex handelte, war mein Verlust auf die hinterlegte Margin bzw. auf den Kontostand begrenzt. Im Klartext. Wenn ich mit einem DAX-Kontrakt long bin und 300 Euro auf dem Konto habe, und der DAYX am nächsten Tag 350 Punkte unter dem Vortagesschluss eröffnet, dann wird alles aufgesaugt und dann der Trade geschlossen. Die 50 Euro Differenz sind das Risiko des Anbieters.
Dieses Modell gehört der Vergangenheit. Sowohl CMC als auch IG und andere verweisen auf mehreren Stellen auf die unbegrenzten Verluste
„Verluste mit CFDs können Ihre Einlagen in unbegrenzter Höhe übersteigen.“
Vermeiden lässt sich das nur durch die sog. Garantierten Stopp-Loss Order, die tatsächlich geboten werden, die aber auch ihren Preise haben. Sie zahlen ein paar Euro mehr für den Trade. Ich kann es nur empfehlen. Sie schlafen besser. Der klassische Stopp-Loss ist keine echte Hilfe, eher ein Abzocke-Instrument. Ihre Order wird unlimitiert, sobald das SL-Limit einmal berührt wird…
Innovation
Nicht wirklich.
Zwar wird die neue Handelsplattform bei http://www.cmcmarkets.com „Next Generation genannt“, wirklich neu ist nur die Technologie, weniger die Inhalte.
Die am meisten umworbenen Produkte sind Devisentermingeschäfte an der sog. FOREX, was eine abgespeckte auf ärmere Kundschaft zugeschnittene FX Forward-Handelsplattform ist.
Neu ist bei IG der Bitcoin – Handel – eine wahre Innovation, jedoch nichts für schwache Nerven. Für mich ist die Zeit noch nicht reif für das digitale Geld, dennoch sollte man die Munition vorbereiten.
Hingegen bieten CMC Markets neuerdings binäre Optionen unter dem Namen „Coundowns“ an. Zu den Binären habe ich einiges geschrieben. Sie mögen risikoärmer als CFDs sein, bringen jedoch im Schnitt weniger Profit.
Fazit
Die Zusammenstellung befindet sich bereits in der Einführung. Die Anbieter sind reifer geworden. Der Anleger findet auf den Seiten eigentlich alles, wenn er aufmerksam sucht. Und wenn er sonst in den Märkten erfolgreich ist.
Also gerade bei den binären Options-Geschichten sieht man ja nun wirklich krass, wie hoch die Margen sind. Soweit ich mich erinnern kann läuft das ja dann bspw. so: Steigt das Underlying in der Zeitspanne X nicht über Schwellenwert Y, dann gibt es 80% Ertrag, sonst 100% Verlust. Wenn der Broker das dann mit einem anderen Kunden hedgen kann, sind das fette 20% Marge.
Das ist ganz klar eine digitale Barriere-Option. Die kann man ja zumindest über eine MC-Simulation auch bepreisen. Und ich bin mir absolut sicher, dass der faire Optionswert weit weit (!!!) niedriger liegen wird. Mal wieder ein klassisches Beispiel, wie man mit Intransparenz (vgl. ABS-Papiere oder komplexe Zertifikate) und Spieltrieb des Laien (vgl. TV-Werbung) richtig gut Geld verdienen kann. Da ist der Spread von 1 Pkt. im CFD-DAX bspw. völlig unattraktiv für die Broker.