Wie bewerte ich Binäre Optionen

Immer wieder kommt das Thema Digitale bzw. Binäre Optionen hoch. Auch in den Blogs, auch wenn diese zu den besten des Landes gehören. Anscheinend setzen sich manche für ihren Fortbestand stark ein.

 

Digitale Optionen sind zurzeit der letzte Versuch, spekulative risikobereite Privatinvestoren für ein Finanzinstrument zu gewinnen, welches sie relativ schnell erlernen. Die deutschen Anleger sind eine besonders anspruchsvolle Klientel. Lieber kaufen sie überteuerte Immobilienfonds oder Anleihen mit negativer Rendite als für mehr Gewinn zu riskieren. Es sei denn, die Banken preisen ihnen irgendwelche Zertifikate an. Ein wenig Vertrauen in die Banken ist noch geblieben. Da aber Binäre Optionen quasi an Banken vorbei angeboten werden, tun sich die Anbieter der Handelsplattformen schwer, von der Seriosität zu Digitalen zu überzeugen.

Zwar klären die meisten Anbieter der Handelsplattformen oder Handelssysteme über die Risiken und unseriöse Anbieter auf, dennoch erinnert mich das immer noch an eine Ansage im Flugzeug, das in der Luft technische Probleme hat. „ Hier spricht der Kapitän, wir haben einen Triebwerksausfall, aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen…“.

 

Optionen sind in Deutschland unterentwickelt, die Digitalen erst recht. Mit dem Suchbegriff „Optionen“ bekomme ich 48 Millionen Einträge, mit „Options“ etwas 1,5 Milliarden. Ich war in vielen Banken und KAG tätig in meinem Leben. Äußerst selten traf ich einen Optionshändler. So ist leider oft die Qualität der Websites.

 

Statt einer ausführlichen Vorstellung des Finanzprodukts wird gleich vom „Setzen auf einen Trend“ und den absoluten zu erwarteten Gewinne gesprochen. Ähnlich wie beim Roulette.

Dabei sind die Digitalen Optionen keineswegs neu oder wie ein Hütchen Spiel, etwas wo man nur verlieren kann. Man muss die Funktionsweise nur verstehen wollen. Was handle ich und wer ist hier im Vorteil.

Leider immer häufiger habe ich den Eindruck, das Wissen über Finanzprodukte schrumpft weiter. Oder haben Sie schon eine Frage zu den Derivaten in „Wer wird Millionär“ gehört“?

OK, Grundsätzliches finden Sie überall, wie im ARB Blog

http://boerse.ard.de/anlageformen/derivate/gefaehrliches-boersenspiel100.html

 

Im Prinzip wird in solchen Beiträgen das Allgemeinbekannte vervielfältigt. Ja, wie alle von uns mittlerweile wissen, sitzen die meisten Anbieter der Digitalen auf Zypern und unterliegen nicht der BaFin. Oder dass ein Privatinvestor mit Digitalen Optionen nur als Käufer und nicht als Stillhalter agieren kann. Das heißt, er tritt stets gegen den Broker und nicht gegen einen Markt. Das ist natürlich die halbe Wahrheit. Denn der „Markt“ ist längst keiner mehr. Es sind Market Maker, Algo Trader, die stets Sekunden im Voraus sind. Und natürlich große Kursmanipulatoren.

 

Ich habe über Digitale Optionen mehrfach in meinem Blog geschrieben und verweise auf Literatur und Internet, falls jemand die grundsätzliche Arbeitsweise der Binären lernen will.  Oder eben auf die Seiten der Anbieter bzw. Vermittler, wie auf

http://www.megasystem.biz/binaere-optionen-broker-vergleich/.

 

Für mich als Finanzmathematiker und Optionshändler lautet die entscheidende Frage – wie werden die Digitalen bewertet und was ist ihr fairer Preis. Vor allem, wie kann ich mich hedgen? Die Ausgangsbasis für jedes Bewertungsmodell einer Option ist das Replikationsportfolio. Wie bilde ich Digitale Optionen mit einfacheren Produkten ab? Nur wenn Sie versuchen, diese Fragen zu beantworten, werden Sie beurteilen können, ob Sie auf der Gewinner- oder Verliererseite liegen. Dann können Sie auch als Käufer die Möglichkeit, mit Digitalen Geld z machen.

 

Fangen wir also an.

 

 

Die Binären oder Digitals sind die einfachsten exotischen Optionen. Sie unterscheiden sich von Plain-Vanilla-Optionen grundsätzlich dadurch, dass ihr Auszahlungsprofil Sprünge aufweist. Die einfachsten Vertreter sind die sog. cash-or-nothing-options. Diese zahlen am Ende der Laufzeit einen Festbetrag aus, falls die Option im Geld endet.

Die Höhe dieses Betrages ist unabhängig davon, wie weit die Option bei Fälligkeit im Geld ist. Endet die Option aus dem Geld, verfällt sie wertlos.

Die Bewertung erfolgt nach Black-Scholes und baut auf der risikoneutralen Bewertung.

 

Es gibt einige wenige Arbeiten, die explizit die Black-Scholes-Formel für Binäre Optionen enthalten

  1. B.

http://www.timworrall.com/fin-40008/bscholes.pdf

 

Es sind die gleichen Parameter, die auch den Preis einer Plain-Vanilla-Option bestimmen: Preis des Basiswertes, Volatilität, Restlaufzeit, risikoloser Zins. Und natürlich spielt die Normalverteilung bei der Modellierung des Basiswert-Preises eine wichtige Rolle.

 

Ich habe auch zahlreiche Tools gefunden, die die Bewertung der Digitalen Optionen durchführen, z. B.

http://www.financial-career.de/finance-tools.php

 

Bewertung ist wichtig. Die Preise werden von den Brokern festgelegt und Sie können aber Sie müssen diese nicht akzeptieren. Besonders wenn der Preis bzw. Spread weit von Ihrer Schätzung abweicht.

 

Neben der Bewertung interessiert bei exotischen Optionen natürlich auch die Frage nach dem Hedging.

Cash-Or-Nothing-Optionen lassen sich durch Long/Short-Kombinationen von Plain-Vanilla-Optionen näherungsweise duplizieren.

Sie müssen es sich so vorstellen. Wie neutralisiere ich das Risiko? Angenommen, Sie kauften eine Option, die ein paar Tage lebt, was allerdings eher eine ungewöhnliche Laufzeit wäre. Nun wollen Sie mit einem anderen Produkt das Risiko ausschalten, ohne die Position glatt zu stellen.

 

Beim Kauf einer klassischen Call-Option auf Aktie können Sie die Aktie leer verkaufen Oder umgekehrt. Dieses sog. Delta Hedging ist dynamisch durchzuführen.

Ähnlich bei den Digitalen, jedoch hier setzen Sie nicht Aktien sondern Optionen ein.

Ein Digital-Call mit Strike  K = 100 und Auszahlung 1 beispielsweise lässt sich zunächst ganz grob durch ein Portfolio bestehend aus einem Long-Call mit Strike 99,5 und einem Short-Call mit Strike 100,5 annähern. Dieser Bull-Spread hätte dann bei Fälligkeit folgenden Payoff, Schlusskurs = S:

 

0 für S unterhalb 99,5

 

S-99,5 wenn 99,5<S< = 100,5

 

1 für S > 100,5

 

 

Ein Portfolio bestehend aus 2 Long-Calls mit Strike 99,75 und Short-Calls mit Strike 100,25 liefert entsprechend die Auszahlung:

 

0 für S <= 99,75

 

1(S-99,75) für 99,75 < S < = 100,25

 

1 für 100,25 < S

 

 

Durch Erhöhung des Volumens und Verringerung der Strike-Abstände im gleichen Verhältnis lässt sich ein Cash-Or-Nothing – Call durch die Kombination von n Long-Calls mit Strike  K-1 / 2n und n Short-Calls mit Strike K+1 / 2n beliebig gut approximieren.

Je größer die Anzahl n, desto genauer das Hedging.

Ähnlich für Puts.

 

In der Praxis ist dieses Verfahren zum dynamischen Hedgen kaum umsetzbar.

Der Markt gibt Geld / Brief –Spanne vor. Damit verlieren Sie fast den gesamten Vorteil. Außerdem ist es aus vielen Gründen besonders schwierig, sich gegen die Digitalen abzusichern, wenn der Preis in der Gegend des Strikes und zwar kurz vor dem Verfall steht.

 

Die Anbieter bewerben gerne kurzlaufende Optionen, die man nur schwer absichern kann. Ansonsten könnte man doch in die Versuchung kommen, Arbitragegeschäfte zu suchen.

Am Ende bleibt Ihnen wahrscheinlich nicht anders übrig, außer den Trend zu erahnen, was natürlich mit Digitalen wie mit vielen anderen Instrumenten profitabel ausgenützt werden kann.

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Veröffentlicht von Option_Basil

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