Am 9. November war ich in London auf Dienstreise. Ich ging relativ schnell schlafen. Das Hotel bot wenig an und ich war froh, endlich auf mehr als 6 Stunden kommen zu können. Die Börse vor den Wahlen war erschreckend ruhig. Wie mitten im Winter im Wald, sogar das leichtestes Blatt zittert nicht mehr. Ich hatte keine Erwartungen an den nächsten Tag. Die Szenarien nach den Wahlen beschrieb ich letzte Woche. Das wahrscheinlichste Szenario war demnach der Zusammenbruch der Impliziten Volatilität (Nervosität). Ich selbst rechnete nicht mit einer Rally, sondern mit wenig netto Änderung. In den nächsten Tagen zeigt sich, ob doch noch dieses Szenario bestätigt wird.
Gegen 5:30 Uhr wachte ich auf. Draußen war es sehr laut und meine Ohrstöpsel konnten wenig aushelfen. Ich fühlte mich dennoch ausgeschlafen. Ja, jetzt fiel mir ein, das Fernsehen einschalten. Der erste Blich auf irgendeinen Sender reichte bereits aus. Den Erwartungen der deutschen Medien zum Trotz gewinnt Trump. Mir war es egal, wie die Märkte verlaufen. Einen Kurseinbruch würde ich begrüßen, genauso wie keine Veränderung. Eine Rally war insgesamt auch nicht so schlecht, jedoch etwas unpassender.
Was später folgte ist bekannt.
Zuerst der Einbruch, dann Erholung und danach die Rally.
Auch eine weitere Prognose stimmte. Die Volatilität der Volatilität steigt an. Das Bild unten zeigt es am Beispiel des VSTOXX.
Der Anstieg der Volatilität der impliziten Volatilität ist ein bisher wenig erforschtes Phänomen. Nach meinem Gefühl, setzt der Anstieg in den Zeiten niedriger Volatilität und deutet eine langfristige Wende an.
Ein weiterer Effekt ist mir noch aufgefallen. Viele „Experten “ rechneten mit dem Zusammenbruch der Vola. Auch wenn wohl noch mehr zur Vorsicht mahnten angesichts der eventuellen Trump-Sieges. In einem „Optionsforum“ im Facebook fand ich eine folgende Prognose des Moderators.
„Also: „Wählt Trump, dann sind wir nervös“
…
Gewinnt Clinton doch, so ist mit einer Erleichterungsrally zu rechnen. Ich wäre ab Montag vorsichtig mit Short-Positionen (auf Vola Anm. des Autors).
Tja, so dachten wohl viele….
Das „BREXIT-Szenario“ war bekannt und ich war mit Sicherheit nicht der einzige, der damit rechnete.
Warum verhielt sich die Volatilität genauso? Warum setzten nicht die Volatilität- Verkäufe ein und nahmen die Veränderung vorweg? Anscheinend kann man diese Größe nicht so einfach wegarbitragieren. Anders als die Aktienpreise. Volatilität kann sowohl über Indexoptionen als auch direkt über Vola-Derivate (Variance Swaps etc.). Wie kann ich die IV shorten? Durch den Verkauf der EUROSTOXX-Optionen, aber wenn ich gleichzeitig den VSTOXX kaufe?
So oder so, bleibt die implizite Volatilität ein interessantes Investment.
Wie geht es weiter? Sobald die 11.000 Marke im DAX gefallen ist, und nicht nach 1-2 Tagen wieder nach unten durchhandelt wird, geht es auf 12400 aufwärts.
Dreht der Index im Lauf der Woche, dann liegt die nächste Unterstützung bei 9700-10000.
Etwas überraschend fand ich die Deutsche Bank. Von Übertreibung will ich nicht sprechen, die ganze Börse ist eine. Allerdings war die Euphorie wohl nahe liegend. Die Volatilität der Deutschen Bank bleibt hoch. Die Hoffnung auf mildere Strafen nährt die Spekulation andererseits. Ich kenne die Aktie seit 15 Jahren sehr gut. Zurzeit habe ich im Portfolio einige Tausend Optionen und wäre eigentlich froh, wenn die Aktie sich wieder beruhigte, weiß dennoch aus Erfahrung, eine solche Rally kann Wochen andauern. Ich muss mich also langfristig auf steigende Kurse positionieren.
Chart m. f. G. www.tradesignalonline.com