Morgen der Juliverfall und ich frage mich, wie viele ich noch auf dieser Welt erleben darf. Es ist nicht nur eine rhetorische Frage des nostalgischen durch die middlife crisis geplagten Spekulanten. Vielmehr hängt von der Beantwortung dieser Frage die Auswahl der geeigneten Strategie ab. Vor 15 Jahren wollte ich selbst alles ausprobieren, irgendwie würde es stets genug Zeit übrig bleiben, um mit der einen richtigen genug Geld zu verdienen. Jetzt werde ich kritischer. Die Verluste, wenn sie mal vorkommen, dürfen nicht mehr beliebig hoch sein, auch nicht wie damals 2007. Seit der Finanzkrise habe ich konsequent mein Risikomanagement gestrafft und zu keinem Zeitpunkt größere Verluste befürchten müssen. Gut, es reicht natürlich nicht aus, um genug zu verdienen. Dafür muss man den eigenen Vorteil gegenüber dem Markt erfinden. Da bin ich noch im Prozess.
Die größte Story meines Portfolios ist zurzeit die Deutsche Telekom. So dass ich in Erwägung ziehe, den veroptionierten Aktienwert zu verdoppeln.
Die Strategie ist einfach, fast spießig und risikofrei. Ich kaufte langlaufende Puts etwas aus dem Geld und verkaufe dagegen kurz laufende Puts knapp am Geld. Der Rest ist mein Geheimnis und etwas Glück. So oder so, ich kann ab August bis Dezember Puts verkaufen und muss mir faktisch keine Gedanken über Risiken machen.
Die zweite profitable Strategie macht das Gegenteil. Sie setzt auf unerwartete Ereignisse. Die sog. Black Swan Ansätze profitieren von seltenen Börsenereignissen.
Eines davon habe ich vor ein paar Tagen erlebt.
Deutsche Bank. Ich habe vor ein paar Wochen eine etwas kompliziertere Position mit den Optionen auf Deutsche Bank aufgebaut. Damals rutschte die Aktie unterhalb 10 Euro. Ich rechnete nicht sofort mit einer Erholung und auch nicht mit dem Crash, aber wohl erwartete ich eine heftigere Bewegung.
Deshalb kaufte ich Puts mit Strike 9,m verkaufte doppelt so viele Puts zu 8,5.
Außerdem kaufte ich Calls Strike 10 und verkaufte gleiche Anzahl der Calls zum Strike 10,5.
Die Gesamtposition gewinnt, wenn der Aktienkurs morgen etwa oberhalb 10,3 stünde oder zwischen 8,2-8,5.
Ich machte dabei einen Fehler, die Laufzeit war etwas zu knapp gewählt, nämlich zum morgigen Juliverfall.
Es geschah lange nichts und vor drei Tagen plötzlich kam unerwartet die erste gute Nachricht mit den Gewinnzahlen. Und der preis schoss gleich um 8%. Aus einer Verlustposition ist so ein kleiner Gewinn geworden. Schön.
Ähnlich gut verläuft das Black Swan Investment mit DAX-Optionen. Hier wird ein Update am Wochenende folgen. Es sieht im Moment so aus, dass die Kosten der langen Optionen inzwischen durch die Verkäufe der kurzen erwirtschaftet worden sind. Es ist natürlich nicht der Schwarze Schwan, der das eigentliche Ziel dieser Strategie ist. Dennoch zeigt es, das durch ein kluges Risikomanagement auch eine positive Rendite zu erzielen ist, ohne, dass ich auf das Timing achten muss. Auch hier ist eine Positionserweiterung geplant. Die schließlich dritte Strategie, der reguläre Verkauf von Puts und Calls mit einem Hedge, befindet sich weiterhin in der Pilotphase. Hier zeigt sich auf jeden Fall, dass man die Schwankungen der Volatilität berücksichtigen muss. Es ergibt nicht viel Sinn, Indexoptionen regelmäßig zu verkaufen, ohne auf den Indexstand zu achten.