Vielleicht schreibe ich noch ein Buch, oder belasse es bei einzelnen Blogbeiträgen, ich will auf jeden Fall meine Lehren aus dem Optionshandel weitergeben. Ich beschäftige mich mit der Materie lange und habe auch beruflich damit zu tun gehabt. Darüber hinaus bin ich durchaus in der Lage, die Mathematik in den Optionen zu verstehen. Trotzdem hat es einige Jahre gedauert, bis ich einerseits ruhig schlafen kann, andererseits einen Vermögenszuwachs sehe. Ausschlaggebend waren Erkenntnisse, die nichts oder wenig mit der formellen Seite zu tun haben.
- Verluste vermeiden
Zunächst müssen Sie als Anfänger begreifen, dass Sie in diesem Geschäft vor allem überleben müssen. Die eigentliche Aufgabe eines Optionshändlers besteht doch darin, die Übertreibungen im Markt auszunutzen. Diese können sowohl ein zu steiler Anstieg, zu heftiger Preissturz oder ein langer Stillstand. In solchen Phasen verdienen Sie Geld, allerdings nur dann, wenn Sie vorher nicht alles verloren haben. Oder anders ausgedrückt Sie werden meistens nicht viel verdienen. Als Käufer von Optionen erleiden Sie viele kleine Verluste und selten große Gewinne. Umgekehrt als Verkäufer. Im Normalfall unterliegt man dem Markt, so dass Gewinne und Verluste sich etwas ausgleichen. Was aber wenn Sie als Käufer sehr lange auf eine starke Kursbewegung warten müssen? Sie müssen trotz der langen Verluststrähne genug Kapital haben und weiter im Markt zu bleiben. Und als Stillhalter sieht es ähnlich aus. Sie gewinnen ein paar Monate mehrere Male in Folge und dann kommt ein sehr großer Verlust. Bleibt aus den Gewinnen noch etwas übrig?, wenn der Markt in eine Seitwärtswelle übergeht.
Wie halte ich meine Verluste in Grenzen, bis der Gewinn kommt? Das Wichtigste für mich ist die Kalkulation vor jedem Trade, wie hoch der maximale Verlust wäre und unter welchen Bedingungen kann er kommen. Und was tue ich dann, wenn die Toleranzschwelle erreicht ist? Ich reagiere mittlerweile sehr empfindlich. Wenn ich z. B. einen Puzt Credit Spread auf den DSAX verkaufe, und nun steht der DAX nicht mehr sehr weit vom ersten Basispreis, dann rechne ich stündlich alle Szenarien durch:
- Lohnt sich das Rollen auf den nächsten Monat?
- Soll ich den Spread mit einem Bear Spread absichern? Was tue ich, wenn der Markt dreht? Wie viel verliere ich mit dem Hedge? Bleibt vom erwarteten Gewinn noch was übrig. Und so weiter.
Wie Sie sehen, bedeutet der Optionshandel ein ständiges Abwägen verschiedener Alternativen unter dem Aspekt der Verlustfreiheit.
Diese Verlustfreiheit erreichen Sie nicht nur durch die oben genannten Maßnahmen, sondern vor allem, wenn Sie nicht mit zu hohen Positionen hantieren. Die Positionsgröße ist vielleicht sogar der Schlüssel zum Erfolg. Zu hohe Margin gegenüber dem Portfolio hat mich immer am meisten eingeschränkt. Wenn Sie ein 10k Depo haben und verkaufen 5 DAX Puts, dann mag es auch anfangs aus der Margin Perspektive gelingen. Sobald jedoch eine Korrektur eingesetzt hat, sind Sie aus dem Rennen. Sie können nur schließen und niemals eine neue vergleichbar große Position eröffnen. Hätten Sie 20 k gehabt, wäre es wohl kein Problem gewesen.
Im nächsten Beitrag erzähle ich etwas über die Rolle des Trading-Plans.