Mein gesamtes Wissen über Optionen habe ich mir selber beigebracht. Weder hat es einen Mentor gegeben noch habe ich Tausende für Seminare ausgegeben. Natürlich kaufte ich Bücher, sprach mit Menschen, die das Geschäft betreiben, ich wurde dennoch immer zurückhaltend, wenn jemand versuchte mir eine sehr kostenpflichtige Veranstaltung anzudrehen, ich welche ich zum „Professionellen Optionshändler“ entwickelt werde, oder noch besser, eine dauerhaft gewinnbringende sog. Einkommensstrategie erlerne.
Was für ein Unfug! Wenn mir jemand verspricht, für 999 Euro eine Geschäftsidee zum Dauereinkommen fürs Leben zu verkaufen, dann ist er entweder ein Idiot, oder ich bin es, wenn ich das Geld bezahle. Mein Nachbar bietet Seminare zum Thema Einkauf und Verkauf an. Ihm geht es nicht schlecht. Und ich kann deshalb sagen, er kann zumindest seine Schulungen gut verkaufen. Aber wenn ich für zwei Tage Seminarf 1999 Euro zahle, um das komplexe Geschäft in einem fast perfekt arbitragefreien Geschäft, wie es nun die börsengehandelten Optionen sind, dann muss zumindest die eigene Performance des Seminaranbieters überzeugen. Scheinbar interessiert das aber die wenigsten Teilnehmer. Die meisten lassen sich durch die Person des Dozenten blenden.
Die Didaktik des Börsenhandels ist nicht neu und seit Jahren existieren diverse Trading-Academies in unserem Lande. Mittlerweile habe ich sogar eine gewisse Wertschätzung für sie. Denn wenn ich das Intraday-Trading lerne, dann kann ich im Prinzip direkt nach der Schulung die Qualität der Schulung unter Beweis stellen, indem ich einfach die Schulungsinhalte umzusetzen versuche. Stimmen die Ergebnisse nicht, dann weiß ich direkt, dass der Anbieter möglicherweise nicht gut ist.
Bei Optionen sieht es anders aus. Da die vermittelten Handelsansätze langfristig sind, kann ich nichts direkt überprüfen und nach zwei Monaten kann so viel passieren, dass der Misserfolg vielleicht nur an mir liegt. Es ist also ähnlich wie bei den Einkaufseminaren. Die Verifizierung ist kaum möglich. Aus diesem Grund ist beides so lukrativ für die Anbieter.
Zunächst zu der Performance.
Die Nachhilfeindustrie zum Thema Optionen existiert in den USA schon seit langem. Gehen Sie auf meinen Twitter-Account und Sie finden dort haufenweise Anbieter von Seminaren, Bestsellerautoren und auch Asset- Manager, die nebenbei Schulungen anbieten. Mit unterschiedlichem Erfolg. Die kürzlich bekannte Pleite von http://optionsellers.com/, von welcher jetzt nur noch das Impressum existiert, ist ein Beispiel der misslungenen Spekulation. Respekt dennoch von meiner Seite! Es gibt darüber hinaus Anbieter, die vorwiegend eine Mischung aus Bildung und Vermittlung von Brokerage vermarkten. Tastytraders.com sind hier ein Beispiel.
In Deutschland ist der Markt noch sehr dünn. Es gibt wenige Anbieter und sie haben anscheinend noch weniger mit erfolgreichem Optionshandel zu tun.
Auf der Seite vom Broker Captrader wird auf den besonderen Service „Managed Accounts“ verwiesen, eine Art Asset Management für arme.
Eine der Strategien ist OSPI.
Portfoliomanager des OSPI Managed Accounts ist Herr Jens Rabe, Geschäftsführer der r²:finance GmbH (Optionsstrategien). Hier die Wertentwicklung.
https://www.captrader.com/de/produkte/managed-accounts/ospi/
Man staunt, denn Jens Rabe betreibt seit Jahren eine gigantische Marketingmaschinerie, mit unzähligen Youtube-Videos, und einem schwer durchschaubaren Schulungsprogramm. Auf der Webseite Optionsstrategien findet man mittlerweile keine Preise für die zahlreichen Seminare. Wir wissen aber, diese liegen selten unter 1000 Euro pro Tag. Überlegt Euch, einmal im Monat für 10 Teilnehmer ein Zweitage-Seminar anbieten und schon hat man etwa so viel verdient wie ein IT-Spezialist mit 15 Jahren Berufserfahrung und einem anstrengenden Arbeitstag. Es ist doch das Geschäftsmodell per Exzellente. Es gibt auch andere Anbieter, die ähnlich eingesehen haben, dass die Schulungen viel mehr bringen als der Optionshandel selbst. Bleiben wir bei r’finance. Wie in der Webseite oben zu sehen, hat die Strategie von Jens Rabe 1,6 % in diesem Jahr verdient. Insgesamt seit 2014 wären es etwas mehr, aber so im Schnitt 3-4% pro Jahr ohne Gebühren. Seltsam, der DAX hat seit Jahresanfang kräftig zugelegt. Gut, man könnte entgegnen, die Volatilität hat stark nachgelassen. Im letzten Jahr hat die Strategie von Jens Rabe fast 20% verloren, während die implizite Volatilität gestiegen war bzw. hoch blieb.
Aber wen juckt es? Es wird nach wie vor viele Tagträumer geben, die bereit sind, ihr schwer verdientes Geld für den Traum auszugeben, einmal risikofrei und unabhängig zu sein. Und r’finance wird uns weiterhin wird uns weiter mit unzähligen Videos mit dem dynamischen Geschäftsführer überschütten. Viel Spaß beim Geldausgeben.!!
Nicht falsch verstehen, ich denke schon, dass man den Optionshandel lernen muss, bevor man mit eigenem Geld handelt. Dafür reichen jedoch gute Bücher und Gespräche oder E-Mails mit den Menschen, die sich damit hauptberuflich aber vor allem professionell beschäftigen. Ich war lange Zeit Mitglied in der mittlerweile auf mehrere Tausende Mitglieder gewachsenen Facebook Gruppe von r’finance GmbH und bekam die Dialoge mit. Anfangs dachte ich , man könnte sich sachlich austauschen, jetzt weiß ich, es ging nur noch um das Marketing für J. R. Die Fragen der Teilnehmer deuteten oft auf eine völlige Unwissenheit und Blauäugigkeit der potenziellen Interessenten hin. Und das trotz der „super genialen“ Videos. Natürlich wurden die Fragenden auf die neuen Seminare von J. R. Hingewiesen. Und so weiter.
Das Wesentliche wird den Seminarteilnehmern nicht gesagt. Erstens, warum man überhaupt im Optionsgeschäft als Kleinanleger ( „Optionshandel für kleine Konten“) Geld verdienen sollte. Wollen es die anderen kapitalstarken Anleger nicht? Wieso sollten sie verlieren? Wer ist der Idiot, die mir die Optionen abkauft.
Es kommt mir vor, dass r’finance mit Jens Rabe vorwiegend den Verkauf von Puts in welcher Form auch immer bevorzugt. Damit haben die tatsächlich nach der Finanzkrise viel Geld verdient und tun es immer noch, aber immer seltener, deshalb die bescheidene Performance, wie oben von mir gezeigt.
Wenn alle Teilnehmer eines Optionsseminars, entsprechend geschult, Puts verkaufen, wer zum Teufel ist so dumm, um diese zu kaufen? Wer ist der Depp ,der verliert, wenn alle geschulten „Neuhändler“ natürlich gewinnen würden? Das ist die erste Frage. Das Argument von Jens Rabe, die meisten Optionen verfallen wertlos, kann ich nicht gelten lassen. Optionsgeschäft ist ein Nullsummenspiel. Die Verluste aus den verfallenen Optionen werden durch die wenigen Gewinne wieder wett gemacht.
Nein, ich glaube nicht an die allgemein geltenden Gesetze zum Erfolg im Börsengeschäft. Jeder muss seinen eigenen Weg suchen, viel lesen, kritisch hinterfragen und in seiner Einsamkeit die schwierigen Entscheidungen treffen. Ein 2000 Euro teures Seminar wird mir diese Arbeit nicht abnehmen, wohl aber meinen Breakeven Punkt erhöhen.
Zusammenfassend.
Schaut Euch gerne kostenlose Videos an, vor allem liest und hört, was die wirklich erfolgreichen Asset Manager mit dem Schwerpunkt Optionen zwischen den Zeilen sagen.
Lernt das Werkzeug zum Handeln, am besten anhand kostenloser Materialien der Deutschen Börse. Oder fragt jemanden, der es seit langem macht. Ich habe früher kurze Coaching oder Einführungsstunden angeboten. Jetzt tue ich es nicht, aber kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Market Maker dazu bereit wäre. Er wird Euch aufklären, wie es wirklich in diesem Markt zugeht, wie die Preise gebildet werden und so weiter.
Glaubt keinem Seminaranbieter, mag er noch so charismatisch und von sich überzeugt sein.
Handelt lieber selbst, zuerst mit sehr kleinem Risiko. Und denkt, wenn Ihr ohne große Verluste ein Jahr überlebt habt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg.
Traut keinem Markt, der zurzeit günstig für Euch ist. Die kreditfinanzierte Rally wird einmal zu Ende gehen. Dann werden wohl die meisten „Institute“ „Academies“ und sonstige Berufsschulen für „Professionellen Optionshandel“ und Generatoren des „Regelmäßigen Einkommens and er Börse“ verschwinden.