Bildung ist ein wesentlicher Teil meines Optionshandels. Als promovierter Wirtschaftsphysiker habe ich einen natürlichen Hang, Neues zu entdecken. Andererseits ist Weiterbildung für den Erfolg als Optionshändler unentbehrlich. Als Investor werden Sie nicht überleben, wenn Sie nicht die theoretischen Grundlagen beherrschen und nicht die aktuellen Entwicklungen stets verfolgen.
Für das Erstere gibt es viel Literatur, meist jedoch aus dem englischsprachigen Raum. Es lohnt sich, immer wieder auf die klassischen Werke der Finanzmathematik zurückzugreifen. Diese gibt es auch auf Deutsch. Der alte John C. Hull mit seinen „Optionen, Futures und andere Derivate“ ist für mich immer die erste Adresse. Sie müssen nicht Mathematik, Physik oder Ökonometrie studiert haben, aber machen Sie sich nichts vor. Ohne elementarte Kenntnisse der Statistik sollten Sie sich nicht auf das Terrain Optionen nicht begeben.
Genauso gut dafür weniger theoretisch ist Lawrence McMillan mit „Options As Strategic Investment“ Ich kaufe aber immer wieder neue Werke zum Thema Optionen. Im deutschsprachigen Raum existieren leider nur sehr wenige Bücher, meistens für Anfänger.
Bücher über Investments sind für mich seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der Literatur für den Strandurlaub. Gerade wenn der Kopf freier ist als sonst, bewertet man viele Ideen anders.
Außerhalb der Ferienzeit suche ich mindestens einmal in der Woche nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dafür eignet sich das Netzwerk SSRN.com. Dort gebe ich einen Begriff wie „Volatilität“ oder „Trading“ ein und schon bekomme ich fast jede Woche ein neues Paper aus der akademischen Welt oder aus der Finanzindustrie. Die Themen dort sind vielfältig, sie drehen sich in der letzten Zeit um: empirische Untersuchungen verschiedener Optionsstrategien aber auch um qualitative Themen. So las ich in den letzten Tagen über den wachsenden Anteil der Privatinvestoren im Optionshandel. Immer wieder beschäftigt man sich mit den tail risks oder mit dem Schwarzen Schwan. Durch die enormen Möglichkeiten der Data Science kann man heute fast alles simulieren, auch die perversesten Optionsstrategien. Der wahre schwarze Schwan bleibt eine Ausnahme, das ist aber ein anderes Thema.

Zu meiner Bildung gehört auch das Schreiben. In diesem Blog publiziere ich seit 2007. Zeitweise berichtete ich über meine eigenen Ergebnisse. Ich will nicht auf meine Höhen und Tiefen näher eingehen, aber eines weiß ich, ich habe sehr viel dabei gelernt. Vor allem musste ich mich immer wieder mit dem eigenen Trading auseinandersetzen. Ich musste ehrlich zu mir sein.
Der dritte und wahrscheinlich wichtigste Teil meiner Weiterbildung ist deshalb die regelmäßige Erfolgskontrolle. Ja, mir geht es ähnlich wie Euch. Wenn ich eine gute Woche hinter mir habe, liebe ich die Buchhaltung. Ansonsten ist sie eine Last für mich. Ich muss sie dennoch tragen und mich fragen, warum läuft es nicht. Durch diese Analysen habe ich bisher am meisten gelernt.
Als Pointe kann ich allen empfehlen, das Investment in Optionen als ein lebenslanges Projekt anzusehen.
Eines kann ich Euch nicht vorenthalten. Ich habe bisher keinen Cent in kostenpflichtige Seminare, auch wenn diese solche viel versprechenden Namen tragen wie „Ausbildung zum Optionshändler“ oder „Einkommensstrategien in der Praxis. Erstens habe ich bisher noch nie die langfristige Performance solcher Ausbilder gesehen. In den USA ist es manchmal anders. Zweitens, oft werden in solchen Veranstaltungen eigene Softwareprodukte mit verkauft. Und drittens besonders innovativ sind deutsche Anbieter nicht, sie kopieren vielmehr US-amerikanische Schulungskonzepte wie das „Butterfly“ oder ähnliche Exoten, von denen Ihr Finger weglassen solltet. Und zuletzt denk doch etwas nach. Jemand zeigt Euch, wie Ihr leicht viel Geld verdienen könnt. Der Anbieter macht sich aber die Mühe, aufwändige Seminare mit anspruchsvollen unzufriedenen Menschen vorzubereiten und dabei den Stein der Weisen sozusagen ala carte anzubieten. Fürchten die Anbieter eigentlich nicht, dass ihre Studenten automatisch zur Konkurrenz werden? Wenn alle die Optionen verkaufen, wer kauft sie am Ende, damit diese immer noch beim Abschluss der Transaktion überbewertet sind??? Aber was soll’s. wir Menschen sind halt gerne Tagträumer…
Ich habe ebenso wenig Geld für Börsenbriefe ausgegeben. Ich will nicht sagen, dass sie grundsätzlich schlecht sind. Es gibt seriöse Anbieter. Sie haben aber ihren Preis. Es gibt auch gute Asset Manager, die private Geld gewinnbringend verwalten. Sie verlangen eine entsprechend große Einlage, wenn sie eine gute Performance aufweisen. Man macht sich abhängig und ist danach nicht schlauer.
Zu meiner Autodidaktik gehören auch soziale Netzwerke. Sowohl in FB als auch Twitter bin ich präsent und mit zahlreichen Interessenten vernetzt. Ich bleibe da meistens passiv, schreibe ab und an Kommentare und beantworte Fragen.
Generell stelle ich immer öfter fest, dass der Andrang von Neulingen in das Optionsgeschäft nicht abnimmt, trotz der Inflation und der gestiegenen Zinsen. Die neuen Trader werden aber immer naiver und wollen einfach nur zocken. Sie fragen nicht, welchen statistischen Vorteil sie haben und leider auch nicht, wie hoch ihr tatsächliches Risiko ist. Ich muss schmunzeln, wenn frischgebackene Optionstrader nach dem richtigen Zeitpunkt zum Rollen einer CSP (Cash Ssecured Puts) fragen. Oder was tun, wenn man mit Aktien angedient wird. Solche Fragen stellt man sich früher.